Macbook Air, laut Apple das dünnste Notebook der Welt.

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Liebe zum Detail, von links: "MagSafe"-Stromstecker wird von Magnet gehalten und löst sich bei plötzlichem Ruck;_

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4 bis 19 Millimeter flach;

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externes CD/DVD-Laufwerk.

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Erstmals hat Apple mit dem vor wenigen Wochen vorgestellten, jetzt erhältlichen Macbook Air ein Notebook in der Gewichtsklasse unter 1,5 Kilogramm vorgestellt.

Sub

Generell wird diese Kategorie als "Subnotebook" bezeichnet, und um die Leichtgewichtsklasse zu erreichen, sind Kompromisse nötig, bei Leistung, Ausstattung und Größe (meist zehn Zoll oder kleiner).

1360 Gramm "schwer"

Das Air versucht kompromisslos zu sein (was unmöglich ist, sonst wären alle Notebooks leicht): 1360 Gramm "schwer" bietet es trotzdem 13,3-Zoll-Display und normal große Tastatur. Dabei ist es jedoch so dünn, zwischen 0,4 und 1,94 cm, dass es sich eher wie eine dicke Ausgabe des Spiegel als ein Notebook anfühlt. Seine Leistung liegt zwar am unteren Ende der Mac-Palette. Aber der Intel-Doppelkernprozessor (1,6 oder 1,8 Gigahertz) reicht für zügiges Arbeiten, auch bei Aufgaben, die mehr Rechenleistung erfordern wie Photoshop.

Innovationen

Eine Reihe von Innovationen erhöhen die Attraktivität der Benutzung: Das LED-Display (Dioden, die ohne Hintergrundbeleuchtung aus eigener Kraft leuchten) ist sehr hell und leuchtet beim Öffnen des Air sofort in voller Lichtstärke (LCDs brauchen ein paar Sekunden, ehe sie ihre volle Lichtstärke erreichen);Sensoren steuern die Display-Helligkeit sowie die Beleuchtung der Tastatur.

Ähnlichkeiten

Vom Apple iPhone hat das Touchpad des Air die „Multitouch“-Bedienung erlernt: So kann die Größe der Darstellung (z. B. von Schrift im Webbrowser) durch Auf- oder Zuziehen zweier Finger gezoomt werden; mit einer Art Wischbewegung kann im Browser vor- und zurückgeblättert werden, Bilder können mit Fingern gedreht werden.

Aber auch wenn die Eleganz des silbergrauen, mattglänzenden Alugehäuses fast alle vorbeigehenden Kolleginnen und Kollegen zum Schwärmen brachte und den Drang auslöste, das Air in die Hand zu nehmen:Kompromisse in der Ausstattung machen es nötig, die eigenen Anforderungen genau zu überdenken, um herauszufinden, ob man mit dem Air das Auslangen findet.

  • Kein CD/DVD-Laufwerk Wie bei den meisten Geräten dieser Gewichtsklasse ist kein CD/DVD-Laufwerk eingebaut;um 99 Euro gibt es ein externes Laufwerk. Dafür gibt es ein Software-Tool, um auf „entfernte CD/DVD-Laufwerke“ zuzugreifen, die sich im Netz befinden. Das funktioniert ganz gut, wenn die Firewall des anderen Geräts entsprechend eingestellt ist, und ermöglicht, Daten zu lesen, Programme zu installieren oder von einer Sicherungs-CD zu starten. Aber Musik-CDs können so nicht gerippt, Filme nicht angeschaut werden.

  • Schnittstellenmangel Die Ausstattung mit Schnittstellen ist überaus karg: Mini-DVI (für Monitore und Beamer mit mitgelieferter Übersetzungskabel), USB und Kopfhörer, aus. Dazu kommen WiFi und Bluetooth als drahtlose Schnittstellen. Das bedeutet, dass um die einzige USB-Schnittstelle ein Gedränge herrscht und dass ein Hub zur Verteilung fast unvermeidbar ist (Beispiel: Ein USB-Modem, um online zu sein, und ein USB-Anschluss für die Kamera). Für Ethernet gibt es eine USB-Übersetzung. Von Firewire, von Apple für Videokameras und Festplatten entwickelt, hat sich Apple hingegen verabschiedet. Wer mit dem Air Video importieren will, braucht einen Camcorder mit USB-Anschluss. Vorhandene Firewire-Platten sind für das Air ungeeignet – man braucht eine USB- oder drahtlose Wifi-Platte.

  • Geringe Festplattenkapazität Mit 80 Gigabyte erzwingt das Air eine strikte Auslese der mitgeführten Daten, riesige Musik-, Film- und Fotoarchive brauchen externe Platten oder Online-Zugriff auf den Mac oder PC zu Hause. Noch knapper ist der Platz, wenn man den nur 64 Gigabyte großen Flashspeicher verwendet.

  • Eingebauter Akku Wie schon beim iPhone ist der Akku des Air nicht austauschbar, genauer: nur im Service austauschbar. Ein zweiter Akku, um über lange steckdosenlose Arbeitstage zu kommen, ist keine Option. Je nach Nutzungsintensität kommt man drei bis fünf Stunden durch.
Kein Solist

In den vergangenen Jahren haben komplett ausgestattete Notebooks, mit starker Rechenleistung und dicken Festplatten, Desktop-PCs zunehmend ersetzt. Das Macbook Air wird, wie andere Subnotebooks von Asus, Sony oder Toshiba, für die meisten Benutzer aufgrund der Ausstattungskompromisse ein Zweitgerät sein, bei dem gut überlegt sein will, welche Daten und Programme man tatsächlich mitführt, welche daheim oder im Büro bleiben.

Wie schon bei früheren Geräten (z. B. dem diskettenlosen iMac) hat Apple einen radikalen Ansatz gewählt und alles über Bord geworfen, was Leichtigkeit und Schönheit Abbruch tut, und setzt dafür auf drahtlose Verbindung. Bis der Rest der Welt mitzieht, ist wahrscheinlich ein kleines Handtascherl mit Hilfsmitteln für den weniger radikalen Alltag unvermeidlich. Dafür lohnt das Air mit Leichtigkeit und exzellentem Design. Preis: ab 1800 Euro. (Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 8. Februar 2008)