Media Center

Der Computer wird immer mehr zur Medienzentrale: Filme abspielen, Musik verteilen und Sendungen aus dem Fernsehen aufnehmen - alles Aufgaben die vermehrt auch am PC bewältigt werden wollen.

Umfang

Entsprechend kommt kaum ein aktuelles Betriebssystem kommt mehr ohne eine entsprechende Lösung aus: Während Microsoft gar eine eigene Media Center Edition von Windows im Angebot hat, werden alle aktuellen Macs mit "Front Row" ausgeliefert.

Alternativen

Doch nicht immer muss man für die entsprechende Software auch Geld ausgeben. So gibt es im Open Source-Bereich einige Lösungen, die mit der kommerziellen Konkurrenz durchaus mithalten können, zwei davon seien auf den folgenden Seiten stellvertretend etwas näher vorgestellt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Mythbuntu

Der "alte Hase" ist dabei MythTV: Die Hauptaufgabe der Software ist eigentlich die Aufnahme von Fernsehsendungen, dank eines flexiblen Plugin-Systems können mit dem Programm mittlerweile aber auch einen Vielzahl weiterer Aufgaben erledigt werden, doch dazu später mehr.

Installation

So mächtig MythTV auch ist, so bekannt ist es dafür, nicht unbedingt trivial aufzusetzen zu sein. Ein Umstand bei dem Mythbuntu Abhilfe bieten will: Die Ubuntu-basierte Distribution soll den BenutzerInnen die komplexen Tasks abnehmen und so die Einrichtung eines eigenen Media-Servers zum Kinderspiel machen.

Live

Wie auch bei der Mutter-Distribution gibt es das System in Form einer LiveCD zum Download. Die Default-Installation zielt dabei ganz auf eine ausschließliche Verwendung des Rechners als Media Server / Center. Unnötiger Ballast kommt also gar nicht mit auf die Platte, wer OpenOffice.org und Co. unbedingt haben will, kann das Ganze aber natürlich auch nachträglich hinzufügen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Schlank

Auch der Rest des "konventionellen" Desktops gibt sich bewusst reduziert - hier setzt man anstatt auf die beiden "Großen" der Linux-Desktop-Welt - KDE und GNOME - auf das schlanke Xfce. Von Haus aus wird man dies jenseits von Installation und nachträglichem Tuning aber ohnehin kaum zu sehen bekommen, bootet Mythbuntu doch automatisch in die MythTV-Oberfläche.

Zentrale

Zur grundlegenden Einrichtung des Systems haben die Mythbuntu-EntwicklerInnen ein eigenes Kontrollzentrum entworfen, das alle entsprechenden Aufgaben zentral versammelt. Hier lassen sich etwa einzelne Plugins (de-)aktivieren, die Einstellungen für eine Fernbedienung vornehmen oder auch die Unterstützung für proprietäre Formate nachrüsten.

Auswahl

Auch kann man sich hier entscheiden, ob die Installation als reines Frontend für einen anderorts befindlichen MythTV-Server, als "normales" Backend oder als "sekundäres" Backend fungieren soll. Die Software kann nämlich für die BenutzerInnen weitgehend unsichtbar auch auf mehrere Backends zurückgreifen, etwa um gleichzeitig unterschiedliche Programme aufzunehmen. Wer will kann übrigens auch die LiveCD ohne Installation als Frontend für einen bereits eingerichteten Server benutzen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Client

Der Client selbst bietet dann noch eine Unzahl weitere Einstellungsmöglichkeiten, nicht die unwichtigste für eine Media Center wohl die Wahl des bevorzugten Looks. Hier ist MythTV von Haus aus etwas "altbacken", aber zum Glück gibt es ja einige Alternativen.

Aufnahme

Doch zurück zur Kernfunktionalität der Software: Der Aufgabe als digitaler Videorekorder: Wie von anderen Lösungen bekannt, können die einzelnen Sendungen über einen Programm-Guide ausgewählt werden. Die Informationen holt man sich dabei über xmltv, eventuelle Konflikte werden natürlich klar ausgewiesen. Besonders erfreulich: Die Programmierung kann auch von einem anderen Rechner aus per Web-Interface erfolgen.

Advanced

Zu den fortgeschrittenen Fähigkeiten von MythTV gehört die Möglichkeit mehrere Sendungen gleichzeitig vorzunehmen, vorausgesetzt natürlich man hat mehrere TV-Empfänger im Rechner. Ist dies der Fall bietet die Software übrigens auch einen Bild-im-Bild-Modus. Eine Besonderheit, die man den meisten kommerziellen Lösungen voraus hat: Werbungen lassen sich automatisch erkennen und aus den Aufnahmen entfernen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Center

Jenseits der PVR-Funktionalität bietet MythTV aber natürlich auch andere Funktionen eines Media Centers. So können wie gewohnt Videos von DVD, VideoCD oder Festplatte betrachtet werden. Selbst das Rippen von DVDs und das Betrachten von ISO/IMG-Dateien ist hier kein Problem.

Verbreitung

Selbiges gilt für den integrierten Musikplayer, sowie einem Modul zur Bildanzeige. Gemeinsam ist all diesen Komponenten, dass sie bestens mit dem Netz verzahnt sind: Die Software kann sowohl die lokalen Medien-Dateien über das Netzwerk anderen Clients anbieten, als auch selbst auf UPNP-Shares anderer Rechner zugreifen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

VNC und Co.

Über das Mythbuntu Control Center ist es zusätzlich kein Problem einen VNC-Server zu aktiveren, oder den Zugriff per SSH oder SMB-Share zu ermöglichen. Der Zugangsmöglichkeiten sollten also wirklich genügend gegeben sein.

Stream

Und wenn wir schon beim Thema Netzwerk sind: MythTV kann Videos aus unterschiedlichsten Quellen anzeigen, von YouTube über die Streams "normaler" TV-Sender bis zu den Trailern auf apple.com.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Misc

Zu den weiteren per Plugin für MythTV gelieferten Möglichkeiten gehören eine Wetter-Anzeige und ein News-Feed Reader. Selbst ein eigenes Frontend für Spieleemulatoren - etwa MAME - hat man integriert.

Fazit

Auch wenn es mit MythDora und KnoppMyth bereits ähnliche Projekte gibt, so macht doch Mythbuntu mit seinem eigenen Kontrollzentrum den Betrieb von MythTV noch mal ein Stück einfacher. Wer sich für die Software interessiert, dem sei auch noch die Dokumentation zu MythTV im Ubuntu Wiki ans Herz gelegt. Dort lässt sich dann auch leicht herausfinden, welche Hardware problemlos läuft.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Elisa

Wo MythTV vor allem auf die Unzahl an Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten setzt, will Elisa primär durch eine möglichst einfache Benutzung überzeugen.

Basis

Die Software basiert auf dem GStreamer-Medien-Framework, das auch von GNOME eingesetzt wird, und dafür sorgen sollte, dass es kaum Probleme mit nicht unterstützten Dateiformaten geben sollte. Kein Wunder: Steht doch sowohl hinter GStreamer als auch hinter Elisa maßgeblich der selbe Softwarehersteller: Fluendo.

Update

Im Gegensatz zu MythTV ist Elisa noch ein relativer Neuzugang in diesem Bereich. Gerade erst hat man mit der Version 0.3.3 eine neue Release abgeliefert, die nicht nur eine vollständige Neugestaltung des Interfaces sondern auch zahlreiche Bugfixes bringt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Grafisch

In seiner Einfachheit ähnelt das Interface an Apples Front Row, auch bei den Effekten lässt sich eine gewisse Ähnlichkeit nicht leugnen. Dank einer eigenen Grafik-Library - Pigment - kann man hier mit Dreh- und Reflexionseffekten durchaus mit dem Look der kommerziellen Konkurrenz mithalten.

Funktion

Die Menüführung ist denkbar einfach gehalten, was vor allem jene freut, die das Ganze mit einer Fernbedienung benutzen wollen. Bei den Konfigurationsmöglichkeiten gibt man sich derzeit noch recht zurückhaltend, lediglich zwei alternative grafische Stile stehen zur Auswahl. Dahinter steckt aber auch ein Konzept: Die Software soll "einfach funktionieren" anstatt die BenutzerInnen mit endlosen Einstellungsdialogen zu belästigen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Musik

Zu den Kernfunktionalitäten gehört das Abspielen von Musik. Wie auch bei anderen Programmen kann hier nach Album, KünstlerIn oder Verzeichnis das Angebot durchstöbert werden.

Effekte

Zur grafischen Repräsentation kann man zwischen einer normalen Liste und einer Album-Cover-Übersicht wählen. Auch ein Modus, bei dem recht augenscheinlich "Cover Flow" von iTunes als Vorbild gedient hat, ist enthalten.

Playlist

Ebenfalls ist es möglich einfach Playlisten anzulegen, die Musik wird auf Wunsch mit visuellen Effekten hinterlegt. Erfreulich auch, dass die Musik bei der Betrachtung von Bildern im Hintergrund weiter läuft.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Bilder

Apropos Bilder: Dabei handelt es sich um die zweite große Komponente der Software. Dabei ist es nicht nur möglich Bilder aus einem bestimmten Ordner anzuzeigen, auch der Datenbank-Informationen der Bilderverwaltung F-Spot kann sich Elisa bedienen, um Fotos nach den zugehörigen Tag-Informationen zu sortieren.

Flickr

Ebenfalls enthalten ist eine Anbindung an Flickr, so dass etwa leicht die gerade populärsten Bilder auf dem Online-Foto-Service durchstöbert werden können. Ein Slideshow-Modus mit Übergangseffekten steht natürlich auch zur Verfügung.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Videos

Überhaupt überzeugt Elisa bei seinen Netzwerkfähigkeiten: UPNP-Shares im Netzwerk werden automatisch erkannt und in das Angebot eingebunden. Auch der Videoplayer gibt sich verbindungsfreudig, so gibt es etwa ein eigenes Plugin, um Videos von YouTube anzeigen zu lassen.

Einbinden

Angehängte Festplatten, Kameras oder MP3-Player werden ebenfalls selbsttätig erkannt und im Interface als zur Verfügung stehende Quelle angeboten. Ein nettes Detail ist, dass laufende Videos bei der Navigation durch das Menü abgedunkelt im Hintergrund weiter laufen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Abschluss

Derzeit präsentiert sich Elisa also bereits als interessante - und vor allem einfach zu bedienende - Alternative zu anderen Media Center-Lösungen. Fertige Installationspakete gibt es für eine Reihe von Linux-Distributionen, eine Windows-Version gibt es zwar theoretisch auch, allerdings ist diese derzeit noch nicht vollständig funktionstüchtig. Hier will man in der Zukunft noch nachbessern.

Ausblick

Für die weitere Entwicklung haben sich die Elisa-EntwicklerInnen aber auch sonst schon so einiges vorgenommen. Allen voran dabei der Einsatz der Software als digitaler Videorekorder. Zusätzlich sind noch Komponenten für Voice-over-IP oder für Videokonferenzen angedacht. (Andreas Proschofsky)

Screenshot: Andreas Proschofsky