Wien – Georg Springer bemüht sich jedes Jahr um eine griffige Metapher, um vor Augen zu führen, dass die Bundestheater, deren Holding er leitet, unbedingt mehr Geld benötigen, wenn der Auftrag in der gewohnten Qualität erfüllt werden soll. Heuer ist es die Fahnenstange. Der Konzern sei, sagte Springer bei seiner Bilanzpressekonferenz, am Ende derselben angelangt: "Irgendwann fällt man hinunter."

Der präsentierte Geschäftsbericht für die vergangene Saison liefert aber keine Grundlage für den neuerlichen Kassandra-Ruf: Die Bühnengesellschaften (Burg- mit Akademietheater, Staats- sowie Volksoper) machten zwar Miese, doch die Jahresverluste konnten mit Rücklagen abgedeckt werden. Der Bilanzgewinn, der 2004/05 respektable 11,05 Millionen Euro und im darauffolgenden Geschäftsjahr 9,38 Millionen betragen hatte, schmolz daher erneut. Doch nur um 1,17 Millionen Euro: Noch immer haben die Bundestheater 8,21 Millionen auf der hohen Kante.

Zudem ist die Dekade, in der die Basisabgeltung (133,6 Millionen) gedeckelt war, Geschichte: Ab diesem Jahr bekommen die Bundestheater jährlich um fünf Millionen Euro mehr. Dennoch prognostiziert Springer für 2008/09 einen zusätzlichen Bedarf von 7,7 Millionen, für 2009/10 sogar von 12,7 Millionen Euro.

Ob der düsteren Vorahnungen gingen in Springers Vortrag die Erfolge der letzten Saison fast unter. Und diese sind beachtlich. Die Personalkosten (sie machen mit 149,2 Millionen Euro rund 70 Prozent des Gesamtaufwands aus) konnten trotz Gehaltserhöhungen um 200.000 Euro gesenkt, die Sponsoring-Einnahmen seit 1999 kontinuierlich und somit erneut gesteigert werden: auf nun 4,1 Millionen Euro. Der Eigendeckungsgrad betrug 37 Prozent (Staatsoper: 45 Prozent, Volksoper: 20 Prozent, Burgtheater: 19 Prozent).

Auch die Vorstellungszahl blieb mit 1471 konstant. Jene der Besucher aber stieg gegenüber 2005/2006 in allen Häusern um insgesamt 24.972 auf nun 1,31 Millionen an. Dies hat zur Folge, dass auch die Sitzplatzauslastung allerorts verbessert werden konnte: Sie betrug in der Staatsoper exzellente 97,55 Prozent, im Burgtheater 85,88 Prozent.

Dass die Zukunft keine düstere ist, bestätigte Springer auch indirekt – weil er die Auslastungszahlen der laufenden Saison bekanntgab: Staatsoperndirektor Ioan Holender konnte seinen Rekordwert nochmals toppen (98,69 Prozent). Und Robert Meyer, neuer Playing Captain der Volksoper, steigerte die Auslastung von 78,34 auf 84,23 Prozent. Das bedeutet noch nicht einkalkulierte Mehreinnahmen. (Thomas Trenkler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.2.2008)