Moaskau - An der lettisch-russischen Grenze warten LKW tagelang auf ihre Abfertigung. Wegen des steigenden Warenaustausches ist für die nächsten Jahre keine Entspannung in Sicht. Die Grenze mit Russland ist für die Letten schon lange ein Problem. Weil die Nachbarschaft nicht richtig klappen wollte, brauchte es bis zum Jahr 2007, dass Russland den Grenzvertrag absegnete und den Weg für den Schengen-Beitritt der Letten freigab. Was aber auch der Vertrag nicht lösen konnte, ist eine andere Grenze, an die die Balten längst gelangt sind. Vor dem russischen Zoll stauen sich die Lastkraftwagen, die europäische Waren nach Russland exportieren, nicht nur stunden- sondern tagelang. Die Fahrer sind genervt, die Anrainer haben es satt. Das Nadelöhr an der EU-Außengrenze schafft die Abwicklung des steigenden Exports nur noch mit Mühe.

Lange Wartezeiten an der Grenze

Ganze 2000 LKW zählte man knapp vor Weihnachten in den Warteschlangen vor der lettisch-russischen Grenze. Der Vorfeiertagsverkehr bedeutet jährlich einen Höhepunkt der Geduldprobe. Das Problem freilich besteht das ganze Jahr über. 30 km Stau sind durchaus nicht ungewöhnlich. Der Rekord lag bei 50 Kilometer, was eine Woche Wartezeit bedeutet. Am stärksten staut es sich gewöhnlich vor dem Übergang Terekhovo-Burachki auf dem Weg nach Moskau, kaum weniger am Übergang Grebnevo-Ubylinka auf der Schnellstraße nach Petersburg. Aber auch auf der estnisch-russischen (Narva-Brücke) und finnisch-russischen Grenze sind tagelange Wartezeiten keine Seltenheit.

Das leidige Phänomen hat mehrere Ursachen. Da ist zum einen der russische Zoll, der nicht nur ob seiner Korrumpiertheit verrufen ist, sondern auch für seine formalistische Penibilität und der damit einhergehenden Trägheit. Freilich mangelt es nicht nur auf russischer Seite an genügend Zollstationen, auch auf der baltischen Seite ist man für das große Transitaufkommen ungenügend ausgerüstet.

Zusätzliche Gebühren, verschärfte Kontrollen

Der Warenaustausch zwischen der EU und Russland steigt jährlich um 20 bis 30 Prozent. Erschwerend kommt noch hinzu, dass das für den Transit eigentlich prädestinierte Weißrussland zusätzliche Transitgebühren einhebt und angeblich Transportkontrollen verschärft hat, weshalb die Frächter lieber den Weg über Litauen und Lettland nach Russland nehmen. Da Lettland mit Riga auch den größten eisfreien Ostseehafen besitzt, kommen zusätzliche Waren auch noch auf dieser Route ins Land.

Was der Anrainer Leid ist, ist der anderen Freud. Er würde jeden Morgen zu Gott beten, dass Alexander Lukaschenko noch lange im Amt bleibe, erzählte ein lettischer Spediteur dem Standard. Lukaschenkos autoritäre Isolationsregime in Weißrussland beschert den Balten schon seit langem ein gutes Geschäft. (Eduard Steiner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 07.02.2008)