Made in Canada
Die Idee ist kopiert, und wie so oft in letzter Zeit diente Kanada als Vorbild. Dort gibt es in einigen Ballungszentren schon seit drei Jahren Mentoring-Programme, bei denen sich eine kanadische Spitzenkraft aus Wirtschaft oder Politik für einige Monate zur Verfügung stellt, um eine zugewanderte Person bei der Suche nach einem Job zu unterstützen. Über Tausend solcher Mentoringpartnerschaften bildeten sich allein im Vorjahr, seit 2005 haben fast 700 Arbeitslose auf diesem Weg einen Job gefunden. Die MentorInnen machten nicht aus reiner Selbstlosigkeit mit: Einerseits können in der Mentoringphase potenzielle JobkandidatInnen auf ihre Eignung für eine bestimmte Aufgabe abgeklopft werden, ohne dass sie auf der Payroll stehen. Andererseits bietet der Kontakt mit Angehörigen einer bestimmten Minderheit den Unternehmen Gelegenheit, Einblick in Besonderheiten der Kultur zu erhalten und Vorurteile zu revidieren.
Bekanntenkreis statt AMS
Die MigrantInnen könnten beim Mentoring wiederum Zugang zu Bereichen erhalten, die sonst Einheimischen vorenthalten sind: Denn während ÖsterreicherInnen ihre Jobs häufig nicht über das Arbeitsamt, sondern durch persönliche Kontakte finden, ist dieser Weg vielen Zuwanderern verwehrt. Durch das Mentoring sollen sie Netzwerke knüpfen können, die nicht nur ihnen, sondern auch ihren Angehörigen bei der Integration in den Arbeitsmarkt nützlich sein könnten. Zudem soll der/die MentorIn einen Einblick in die Gepflogenheiten des österreichischen Arbeitsmarkts geben und beim Berwerben beistehen. "Oft merkt man, dass alles korrekt ist – aber es ist so geschrieben, als wäre es wörtlich ins Deutsche übersetzt", nennt Margit Kreuzhuber, Integrationsbeauftragte der WKO, ein Beispiel für Verbesserungsbedarf - wobei das Mentoring die Dienste des AMS "keinesfalls ersetzen" solle, so AMS-Vorstand Johannes Kopf.
Mindestens Lehrabschluss
Zielgruppe des Mentoringprojekts seien MigrantInnen der ersten und zweiten Generation aus dem Großraum Wien, die mindestens einen Lehrabschluss oder einen gleichwertigen Bildungsgrad vorweisen können und einigermaßen gut Deutsch sprechen, "wobei im IT-Bereich mangelnde Deutschkenntnisse keine Hürde sein sollten", so Kreuzhuber. Auf der Mentorenseite kämen "internationale Unternehmen" besonders in Frage, da hier der Bedarf an Fremdsprachenkompetenz höher sei. So sind es in Kanada etwa namhafte Unternehmen wie KPMG oder General Electric, die mitmachen.
Fünf Stunden pro Monat
Bis Anfang März sollen 50 MentorInnen gefunden werden – bis jetzt haben zehn Führungskräfte zugesagt, darunter vier WKO-Funktionäre. Reinhold Mitterlehner, der selbst Mentor sein wird, will das Projekt jedoch nicht allzu stark bewerben. "Das soll eher auf Mund-zu-Mund-Basis passieren". MentorInnen erhalten für die Teilnahme eine pauschale Aufwandsentschädigung von 300 Euro, auf die Mitterlehner aber "sicher verzichten" werde. Die MentorInnen sollten bereit sein, ihren Mentees zumindest fünf Stunden pro Monat zu widmen, wobei auch das "individuell handbar" sei, so Kreuzhuber.