Wien - Energie-Experten der Raiffeisen Zentralbank (RZB) gehen für das Gesamtjahr 2008 von einem moderaten Rückgang beim Ölpreis auf durchschnittlich 80 Dollar (54,5 Euro) pro Fass - von derzeit knapp 90 Dollar - für die Sorte Brent aus. Sie erwarten, dass die zusätzlichen Förderkapazitäten sowohl von OPEC als auch Nicht-OPEC-Staaten den steigenden Nachfragebedarf zumindest ausgleichen können werden. Auch sollte der Ausbau von Raffineriekapazitäten in der zweiten Jahreshälfte sowie eine höhere Nachfrage nach Biokraftstoffen für etwas Entspannung sorgen.

Mögliche Produktionskürzung droht

Beim kommenden Treffen der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) am 5. März in Wien werde eine Anhebung der Fördergrenzen kein Thema mehr sein. Dort werde vielmehr eine mögliche Produktionskürzung auf der Agenda stehen, so die Experten in ihrem aktuellen Ölmarktreport.

Als Grund für die mögliche Produktionskürzung wird die saisonal bedingte schwächere Nachfrage im zweiten Quartal eines jeden Jahres sowie die wachsende Angst der OPEC-Staaten vor einem Wirtschaftsabschwung in den USA angeführt. Die RZB-Experten rechnen jedoch aus heutiger Sicht mit keiner Kürzung der Quoten, solange der Preis für ein Fass Brent nicht deutlich unter die 90-Dollar-Marke sinkt.

Rohstoffpreise möglicherweise unter Druck

Rohstoffe und damit auch Öl und Ölprodukte könnten bei einer möglichen US-Rezession unter Druck geraten, so die RZB-Experten weiter. Auch wenn China zusammen mit Indien und dem Nahen Osten hauptverantwortlich für die wachsende Ölnachfrage zeichne, dürfe die Bedeutung der USA nicht außer Acht gelassen werden. Die USA würden noch immer rund 24 Prozent des weltweiten Öls konsumieren, während China "nur" rund 9 Prozent verbrauche.

Eine deutliche US-Wirtschaftsabschwächung bis hin zur Rezession werde sich auf die Nachfrage nach Öl- und Ölprodukten auswirken. Das Ausmaß hänge davon ab, inwieweit sich Asien und der Nahe Osten von den USA abkoppeln könnten, was die RZB-Experten beim Energiekonsum für durchaus realistisch halten.

Prgonose bis 2010

Mit einem signifikanten Unterschreiten der 80 Dollar-Marke für Brent rechnen die Experten im laufenden Jahr aber nicht. Geopolitische Unsicherheiten etwa in Nigeria und dem Iran sollten auch heuer ständige Begleiter sein. Entscheidend werde auch das Ausmaß der Liquidität sein, die den Weg in die wieder neu entdeckte Assetklasse "Rohstoffe" findet. Letztlich hänge aber auch viel von der OPEC ab, haben es doch gerade die Mitglieder des Kartells in der Hand für ein weiterhin knappes Angebot zu sorgen.

Für 2009 gehen die RZB-Experten im Großen und Ganzen von einem Anhalten der schon für 2008 erwarteten Entwicklungen aus. Sowohl in der Förderung als auch bei den Raffineriekapazitäten zeichne sich ein relativ positives Bild ab, während aber das Nachfragewachstum nach Öl und Ölprodukten etwas schwächer als in 2008 ausfallen sollte.

2010 sollte aus heutiger Sicht das letzte Jahr mit einem deutlichen Produktionswachstum darstellen. In den folgenden zwei Jahren erwartet die IEA kaum mehr als ein Prozent an Angebotsausweitung. Da die globale Nachfrage aber weiterhin mit rund zwei Prozent steigen dürfte - vor allem aufgrund einer anhaltend hohen Nachfrage aus den Emerging Markets, z.B. China, Indien -, prognostizieren die RZB-Energieexperten ab 2010 wieder steigende Ölpreise. (APA)