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Guter Schwimmer, brillanter Ökonom: Justin Lin Yinfu.

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Peking/Washington - Weltbank-Präsident Robert B. Zoellick berief den Direktor und Gründer des Wirtschaftsforschungszentrums (CCER) an der Universität Peking, Justin Lin Yifu, zum neuen Chefvolkswirt und Vizepräsidenten der Weltbank. Lin - er tritt am 31.Mai an - ist der erste Chinese auf einem Platz, den vor ihm Koryphäen aus den USA oder Europa, von Lawrence Summers bis Joseph Stiglitz, besetzten.

Weltbank-Chefökonomen sehen nicht aus wie Justin Lin Yifu - mit seinem Mecki-Haarschnitt und verschmitztem Lächeln. Sie schwimmen meist auch nicht so gut wie er. Zumindest konnte das der im Nordosten Taiwans 1952 geborene, 1986 an der Universität Chicago promovierte Wirtschaftsfachmann, als er 27 Jahre alt war. Der Grenztrupp-Offizier Lin Zhengyi galt bei seinen Vorgesetzten als vorbildhafter Soldat. Sonst hätten sie ihn nach Ende seines MBA-Studiums an der Chengchi-Universität nicht auf den Außenposten der hochgerüsteten Insel Qinmen Dienst tun lassen. Dort beträgt der Abstand zum chinesischen Festland nur noch 2000 Meter. In einem unbeobachteten Moment klammerte er sich an zwei Basketbälle und schwamm zur Küstenstadt Xiamen.

Das war 1979, drei Jahre nach Maos Ableben. Republikflüchtlinge von Taiwan nach China waren die Ausnahme. Pekings Annäherung an die USA nach dem Nixon-Besuch 1972 hatte Lin überzeugt, dass seine Zukunft in China lag. Er nannte sich nun Justin Lin Yifu, ("der Mann mit großem Willen"). Seine neue Heimat wurde zum Sprungbrett einer außergewöhnlichen Ökonomenkarriere. 2007 hielt er die Festrede bei den Marshall-Vorträgen in Cambridge halten. Er reihte sich in eine seit 1946 illustre Rednerschar von 60 Ökonomen ein, von denen 14 Nobelpreise gewannen.

Zoellick sucht Lins Expertise besonders für Projekte in Afrika und in der Süd-Süd-Zusammenarbeit. (Johnny Erling, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 06.02.2008)