"Mir fällt es schwer an einem schönen Häferl vorbei zu gehen", gesteht Isabella L. Ihre Sammlung besticht vor allem durch eines: Farbe. Neben diesem Kriterium fehlen noch zwei weitere Eigenschaften, damit der Musikerin und freien Journalistin ein Häferl ins Auge sticht: Groß muss es sein und vor allem günstig.

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Mit kleinen Tassen kann sie nichts anfangen, ebenso wenig wie mit simplen weißen oder teuren, denn viel Geld will sie für ihre Sammlung nicht ausgeben. Beinahe jedes der Häferl erzählt eine Geschichte.

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Das kleine Service, bedruckt mit Sarah-Kay-ähnlichem Motiv, war ein Geschenk ihrer Mutter und ist mittlerweile ein Vierteljahrhundert alt. Obwohl die Gebrauchsspuren unübersehbar sind – oder gerade deshalb – besitzt diese Kindheitserinnerung unersetzbaren ideellen Wert.

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"Über das blaue große Häferl von meiner Oma habe ich mich besonders gefreut, da passt richtig viel Tee rein." Verwendet wird es kaum noch, der Henkel wurde bereits ein paar Mal geklebt, weggeworfen wird es trotzdem nicht, das würde die Musikerin nicht übers Herz bringen.

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Berufsbedingt finden sich auch Musical-Trinkgefäße in ihrer Sammlung: Anfang Zwanzig machte sich die junge Frau mit ihrem Zelt auf den Weg nach London und erkundete die dortige Musicalszene. Dieser Ausflug bereicherte den Küchenschrank um zwei weitere Häferl: Das Phantom der Oper und Les Misérables.

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Spezielle Gäste haben, wenn sie zu Besuch sind, bereits "ihr Häferl". "Den Mozart hab ich bei einer Tombola am Regenbogenball gewonnen", freut sich Isabella L. "Es ist das Lieblingshäferl einer Freundin, eine Sopranistin - sie will nur mehr daraus trinken."

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In der Regel bekommen Gäste Tee, Kaffee & Co. allerdings aus einfärbigen "Gästetassen" zu trinken. Diese bestechen lediglich durch Pastelltöne, Erinnerungen sind damit keine verbunden.

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"Absichtlich zu sammeln habe ich eigentlich nicht begonnen, das ergab sich im Laufe der Zeit", meint Isabella L., die vorzugsweise Tee genießt. Die meisten ihrer Häferl waren Geschenke, so auch diese speziellen Teetassen, mit Sonne und Mond, passend für Frühstücks- und Schlaftrunk.

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Andere erstand sie auf Reisen, wie jenes mit der Sonnenblume: "Das habe ich während einer Deutschlandtournee in irgendeinem kleinen Städtchen gekauft, es war ein Schnäppchen."

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Auch ein Urlaub in den Süden Spaniens blieb für ihre Sammlung nicht ohne Folgen, so wurde ein handbemaltes Stück vom Marktplatz in Granada Teil dieser.

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Einen weiteren Weg, die Anzahl ihrer Trinkgefäße zu vermehren, fand sie auf Flohmärkten von Bekannten und durch Werbegeschenke. Das Häferl der Frankfurter Allgemeine Zeitung etwa bekam sie zu einem Abo geschenkt, das sie zu Beginn ihrer journalistischen Tätigkeit bezog - "für den Wissensdurst".

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Den Einsatz war ihr dieses Exemplar vom Schönbrunner Weihnachtsmarkt wert, das sie an einen gemütlichen Winterspaziergang mit Freunden aus Südafrika erinnert - inklusive Beerenpunsch. "Die knallige rote Farbe macht es zu meinem Muntermacher und bringt mir Energie für den Tag."

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Das mit dem Schneemann bedruckte findet sie ideal für trübe Wintertage. "Wenn es so richtig kalt draußen ist, mache ich es mir in der Wohnung mit Rooibos-Tee und einem guten Buch gemütlich."

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Zum runden Geburtstag bekam sie eine Tasse in ihrer Lieblingsfarbe geschenkt - die hat ein Sonderplätzchen in der Vitrine: "Sie ist zwar super-kitschig, aber sie hat was." Obwohl noch nie verwendet, weckt das verschnörkselte Stück schon beim Betrachten Assoziationen an den englischen Landhausstil und Fünf-Uhr-Tee in der Besitzerin.

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Ihr absolutes Lieblings- und somit Alltagshäferl ist bereits sehr abgenutzt, da es jeden Tag beim Frühstück zum Einsatz kommt. Dem Gefäß sieht man den täglichen Gebrauch mittlerweile an, doch das stört die Sammlerin nicht. "Das Motiv ist zwar nicht meines, aber trennen möcht' ich mich nicht davon."

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An die 30 Häferl umfasst die Sammlung bis jetzt - und es werden immer mehr. Freunde und Bekannte wissen mittlerweile von der Sammlerleidenschaft und sorgen gerne für Nachschub - in allen Formen, Farben und Motiven. (red)

Fotos: Ursula Schersch

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