Addis Abeba - Überschattet von der Gewalt in Kenia und im Tschad ist am Samstag in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba der Gipfel der Afrikanischen Union (AU) zu Ende gegangen. In der Schlusserklärung verurteilten die Staats- und Regierungschefs die Angriffe der tschadischen Rebellen auf die Hauptstadt N'Djamena und verlangten ein "sofortiges Ende der Angriffe und des daraus entstehenden Blutvergießens". Die 53 Mitglieder der Organisation gaben bekannt, sie hätten den kongolesischen Präsidenten Denis Sassou-Nguesso und den libyschen Revolutionsführer (Staatschef) Muammar al-Gaddafi mit einer Mission beauftragt, "eine friedliche Verhandlungslösung der Krise" zu suchen.

"Tiefe Sorge" wegen Kenia

Zum Auftakt des AU-Gipfels am Donnerstag hatten noch die Unruhen in Kenia die Gespräche beherrscht. In der Schlusserklärung des Gipfels wurde "tiefe Sorge" über die Entwicklung in Kenia zum Ausdruck gebracht.

Am Donnerstag war Jakaya Kikwete, Staatschef von Tansania, zum neuen AU-Vorsitzenden gewählt worden. Der bisherige AU-Präsident John Kufuor aus Ghana schied regulär nach einem Jahr aus dem Amt. Wie aus Diplomatenkreisen verlautete, lehnten vor allem die ostafrikanischen Länder die Kandidatur des Sudan ab. Khartum war der jährlich rotierende Posten wegen des Bürgerkriegs in Darfur bereits in den vergangenen beiden Jahren verwehrt geblieben.

Die sudanesische Regierung sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, arabische Reitermilizen zu unterstützen, die im Kampf gegen schwarzafrikanische Rebellen in Darfur auch gegen die Zivilbevölkerung vorgehen. Seit Februar 2003 starben nach UNO-Schätzungen in dem Konflikt bis dato rund 200.000 Menschen, mehr als zwei Millionen Menschen ergriffen die Flucht.

Ausschlussdrohung gegen Tschad

Kikwete drohte dem Tschad mit Ausschluss, sollten die Rebellen in dem zentralafrikanischen Land die Macht übernehmen. Falls der Aufstand erfolgreich sei, dürfe der Tschad nicht mehr Mitglied sein. Die AU werde eine mögliche Rebellenregierung nicht anerkennen, sollten die Aufständischen die Macht ergreifen.

Der AU-Präsident sitzt der Versammlung der Staats- und Regierungschefs der Staatengemeinschaft nach dem Vorbild der Europäischen Union vor. Die Versammlung ist das höchste Gremium der Afrikanischen Union, sie tagt mindestens einmal im Jahr ordentlich auf einem Gipfel und entscheidet über die gemeinsame Politik der Mitgliedstaaten. Sie kann neue AU-Institutionen schaffen, ist für die Erweiterung der AU zuständig, verabschiedet das AU-Budget und setzt die Richter des African Court of Justice sowie die AU-Kommissare ein.

Außenminister von Gabun neuer Präsidenten der Kommission

Im Laufe des Gipfels wurde auch der Außenminister von Gabun, Jean Ping, zum neuen Präsidenten der AU-Kommission gewählt. Er ersetzt den früheren Präsidenten von Mali, Alpha Oumar Konare, der seit 2003 diese Funktion innehatte. Die AU-Kommission fungiert im Gegensatz zur europäischen Kommission als Sekretariat der Versammlung.

Die eigentlichen Gipfelthemen wie Möglichkeiten, die Glaubwürdigkeit der AU auf internationaler Ebene zu stärken, wurden angesichts der beiden neuen Konfliktherde im Tschad und in Kenia in den Hintergrund gedrängt. (APA/Reuters/AP)