Wien - Für die Schulreife und Schulfähigkeit ist nicht nur die derzeit viel diskutierte sprachliche Entwicklung entscheidend. Vielmehr seien in der Wissenschaft auch körperliche und motorische, andere kognitive sowie motivationale Merkmale sowie das Sozialverhalten als weitere Faktoren angeführt, betonte die Psychologin Christiane Spiel (Uni Wien) gegenüber der APA.

Kulturgüter

Die Schulreife ist etwa definiert als "die Fähigkeit eines Kindes, sich in Gemeinschaft Gleichaltriger durch planmäßige Arbeit die traditionellen Kulturgüter anzueignen". Dies müsse ohne Überforderung und ohne Beeinträchtigung der Lernbereitschaft geschehen, so Spiel. Schulfähigkeit wiederum stelle das Resultat der vorschulischen Lerngeschichte dar und werde von den Anregungsbedingungen der Umwelt wesentlich mitbestimmt.

Verständnis für Regelhaftigkeiten

Schulrelevante Entwicklungsmerkmale im kognitiven Bereich seien etwa Wahrnehmungsdifferenzierung, der Umgang mit Zahlen und Relationen sowie das Verständnis für Regelhaftigkeiten. Als motivationale Merkmale zählte Spiel beispielhaft Interesse, Neugier, Leistungsbereitschaft, die Zurückstellung eigener Bedürfnisse, Aufmerksamkeit, Konzentration, Planmäßigkeit beim Erledigen von Aufgaben, Selbstkontrolle, Annahme von Kritik und Misserfolgstoleranz auf.

Sozialverhalten

Beim Sozialverhalten müsse etwa die Bereitschaft zur Lösung von Bezugspersonen vorhanden sein - etwa dass das Kind nicht gleich traurig ist, wenn die Eltern nicht da sind. Außerdem soll es auch bereit sein zum Kontakt mit fremden Personen, also etwa Lehrern. Wichtig sei auch die Ansprechbarkeit des Kindes in der Gruppe, so Spiel: "Wenn der Lehrer zur ganzen Klasse spricht, muss das Kind wissen, dass es damit auch persönlich gemeint ist. Das ist nicht selbstverständlich - vor allem bei Kindern, die nicht in den Kindergarten gegangen sind."

Außerdem müsse das Kind emotional stabil sein: "Wenn es einmal eine Aufgabe nicht gut gemacht hat und keine positive Rückmeldung kriegt, soll es nicht gleich zusammenbrechen." Weitere wichtige Faktoren beim Sozialverhalten sind eine gewisse Selbstständigkeit des Kindes sowie das Verständnis für die emotionale Befindlichkeit anderer Personen.(APA)