Wenn sich die Dunkelheit über Peking erstreckt, beginnen die Straßen zu ruhen. Was am Tag noch laut und chaotisch war, wirkt jetzt ruhig und ausgeglichen. Ich fahre mit dem Bus Nr. 302 in den Osten Pekings - meine Destination: das Autokino. Die meisten Besucher kommen hierher um Hollywood-Blockbuster zu sehen, ich wegen Live-Konzerten einiger chinesischer Elektroniker. Die Gigs finden in '2Kolegas' statt, einem kleinen Club am Gelände des Autokinos, der sich mehr oder weniger auf elektronische Musik spezialisiert hat. Heute am Programm: Sulumi, me:mo, nara & XiaoWei. Der Club ist etwa halb voll - iLoop, der gerade den Eintritt kassiert, zeigt sich zufrieden: 'Es könnte schlimmer sein, ich hatte einmal ein Konzert, wo gar keine Besucher waren.' Tatsache ist, dass Musik in der Freizeitgestaltung der Chinesen bloß in Form von Karaoke vorkommt. Die elektronische Musik hat kaum einen Stellenwert bei der chinesischen Bevölkerung, da Informationen von Seiten der 'internationalen' Labels nicht nach China durchdringen. Wichtige Musikkanäle wie internationale Blogs sind durch nationale Sicherheitsvorrichtungen gesperrt. 'Ich sehe das Produzieren von elektronischer Musik bloß als Hobby' erklärt iLoop. 'Es gibt kaum Leute, die unsere Musik hören. Das Veröffentlichen von Alben ist eine kostspielige Angelegenheit. Die meisten von uns haben Fulltime-Jobs zum Geldverdienen. me:mo z.B. ist Journalist und ich arbeite als Grafiker bei einem Magazin. Aber wir lieben elektronische Musik. Es ist doch besser Musik zu machen als Mahjong zu spielen, oder?' Er lacht. Ein Text von Pinie Wang. Download der Compilation