Wien - Die Buchverluste der ÖBB mit Spekulationsgeschäften mit forderungsbesicherten Wertpapieren (CDOs) weiten sich aus. Aufgrund der Rückgänge an den internationalen Aktienmärkten haben die ÖBB für 2007 weitere zweistellige Millionen-Beträge rückstellen müssen, wurde der APA aus involvierten Kreisen bestätigt.

Nach kumuliert 80 Mio. Euro für 2005 und 2006 sollen sich die Rückstellungen laut einem Bericht von "Österreich" mittlerweile auf 100 bis 140 Mio. Euro belaufen. Nach APA-Informationen könnten sie im gesamten Konzern für 2007 schon 150 Mio. Euro übersteigen. Die Prüfung läuft aber noch.

Bewertet werden die CDOs dabei zum Stichtag 31.12. - das heißt der Einbruch an den Finanzmärkten im Jänner ist dabei noch nicht berücksichtigt.

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ÖBB-Konzernsprecher Alfred Ruhaltinger wollte die kolportierten Zahlen am Donnerstag nicht kommentieren. Er sprach vorläufig von "Milchmädchen-Rechnungen". Es lägen "noch nicht alle Daten vor". Die Bewertungen seien noch im Gange, so der Sprecher. Aktuelle Zahlen werde es erst Ende Februar geben. Außerdem verweisen die ÖBB darauf, dass die Rückstellungen nur am Papier die Bilanz beeinträchtigen würden. Er gehe davon aus, dass sich die Aktienmärkte Ende der Laufzeit 2015 wieder erholen werden, betonte der Sprecher. Die Firmen im CDO-Pool würden alle über die höchste Bonitätsbewertung "AAA" verfügen. Ein Ausfall sei daher nicht zu erwarten.

In Summe hatten die ÖBB 2005 forderungsbesicherten Wertpapieren in Höhe von 617 Mio. Euro erworben. Der Deal hat eine Laufzeit von zehn Jahren. Für das höhere Risiko hatte die Bahn damals eine Prämie in Höhe von 21,3 Mio. Euro erhalten.

Sonderaufsichtsratssitzung

Derzeit klären die Wirtschaftsprüfungskanzleien Auditor und Clark Thornton im Auftrag von ÖBB-Oberaufseher Horst Pöchhacker, wer über die Deals wann wie viel gewusst hat. Laut "Österreich" will Pöchhacker dem Vernehmen nach bei Vorliegen der Ergebnisse eine Sonderaufsichtsratssitzung einberufen.

Eingefädelt hat den Deal die Deutsche Bank. Diese ist in Deutschland jetzt wegen riskanter Zinsswap-Geschäfte unter Druck geraten. Mehrere Kommunen und Unternehmen und auch Stadt Haag hatten deshalb geklagt. In knapp zwölf Fällen, die noch nicht vor dem Gericht gelandet sind, hat sich die Bank nun laut deutschem "Handelsblatt" (Donnerstag-Ausgabe) außergerichtlich mit den Betroffenen geeinigt. Die Deutsche Bank zeige sich offenbar in den Fällen kompromissbereit, in denen sie Beratungsdefizite feststellt. In diesem Fall beende sie das Geschäft und übernehme einen Teil der Verluste, so die Zeitung. (APA)