Zeig mir deine Homepage und ich sage dir wer du bist. Hillary mimt die beste Freundin und lässt andere für sich sprechen, Barack Obama übernimmt den Part des Messias, Mitt Romney weiß, wie man Geld scheffelt und will es der ganzen Nation zeigen, und John McCain ist einfach nur Held.

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Hillary Clinton hat längst das Image der besserwisserischen Streberin abgelegt und das schon bevor sie in New Hampshire Tränen fließen ließ. Die Senatorin präsentiert sich als weise Freundin, die in den Arm nimmt, Schultern klopft und am liebsten andere für sich reden lässt, wenn es um ihre Qualitäten als hilfsbereite Frau mit Herz geht. In der Sektion "The Hillary I know" lässt sie Normalsterbliche ihre warme und mitfühlende Seite loben.

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Dabei arbeitet Clinton viel stärker an ihren Schwächen als ihr Kontrahent Barack Obama. Intellekt, Programm und Erfahrung sind zweitrangig, in erster Linie will sie ihren Charakter als verständnisvolle Frau ins rechte Licht rücken. Deswegen verbringt sie einen Tag mit einer Krankenschwester, isst Nudeln mit ihrer Familie und gibt sich entspannt. Das Programm lässt sie dann ihre Tochter Chelsea und Prominente wie America Ferrera ("Ugly Betty" links im Bild) den Wählern erklären. Oberstes Ziel: Nie überheblich, immer auf Augenhöhe, als ob Freundinnen einander die Welt erklären.

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Sie sind nicht länger die Teens und Twens, sondern nur noch die Generation Obama: Junge Amerikaner, die sich das erste Mal für Politik interessieren. Und Barack Obama ist ihr Messias. Als dieser präsentiert er sich auch. Seine Auftritte absolviert er im Web zumeist vor tausenden jubelnden Anhängern. Immer adrett, immer im Anzug, selten verzichtet er auf die Krawatte. Als ob er damit seine größtes Manko überspielen wollte: seine mangelnde Erfahrung. Wenn seine Anhänger über ihn sprechen, dann immer am Rand von Massenveranstaltungen. Und wenn nicht, dann sollen sie einzigartige Lebenswege zeigen, die durch Obama beeinflusst wurden.

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Die Generation Obama ist sein Steckenpferd. Nicht umsonst werden sie in den Videobotschaften immer wieder gezeigt, wie sie für den Senator aus Illinois wahlkämpfen und sich voller Stolz erzählen die außergewöhnliche Möglichkeit gehabt zu haben ihn zu treffen. Sie rezitieren Obamas Reden, zitieren aus seiner Biographie und zeigen stolz Bilder wie sie Obama die Hand schütteln oder gar umarmen durften. Damit sind der Legendenbildung keine Grenzen gesetzt.

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Mit Massen kann Mitt Romney nicht dienen. Der Republikaner und millionenschwere Manager positioniert sich als Macher und setzt ganz auf Wirtschaft. Mit ihm als Präsidenten wird sich Amerika gegen "Asien und andere Länder" behaupten können. Aber Romneys Aushängeschild ist nicht die Wirtschaft, sondern seine Familie: Fünf Söhne, die für ihren Vater bloggen, stellen schon einmal eine gute Basis dar.

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Auch um den Faktor "First Lady" weiß Romney besser auszuspielen als interne und externe Gegner. Ann Romey hat ihre eigene Seite und spielt brave Ehefrau, spricht offen über ihre Multiple Sklerose und gibt Tipps wie man die besten Pfannkuchen macht.

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Auch wenn John McCain bereits 71 Jahre alt ist, er ist immer noch der MacGyver unter den Republikanern, frei nach dem Motto: "Gib mir einen Kaugummi und ich rette die Welt." McCain präsentiert sich nicht als Vietnam-Veteran, sondern Vietnam-Ikone. Die Videos zeigen einen jungen eingegipsten McCain, der trotz Gefangenschaft, Flugzeugabsturz und Gips nichts an seiner Coolness einbüßen will und an seiner Zigarette zieht.

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1967 war McCain als Pilot im Krieg, seine Maschine wurde angeschossen, er stürzte ab, kam fünf Jahr in Gefangenschaft und war 1973 wieder frei. Vor ehrfürchtig zuhörenden Anhängern erzählt er über die Foltermethoden der Nordvietnamesen. McCains Vergangenheit ist auf seiner Homepage viel präsenter als die Gegenwart. Nicht umsonst zeigen die meisten Videobotschaften und Bilder ihn als jungen Piloten in Uniform. Ein Held und Führer, der Schmerzen gewohnt ist und alles schon erlebt hat. Präsident der Vereinigten Staaten zu sein, ist nur eine Kleinigkeit.(sand, derstandard.at, 1.2.2008)

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