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Wifo-Chef Karl Aiginger rät zur Fokussierung auf Wachstum und Beschäftigung.

Foto: APA/Artinger
Wien - "Unterbeschäftigung ist nach wie vor das wichtigste Problem in Österreich, und nicht die Finanzkrise, und nicht die Inflation." Karl Aiginger, Chef des Wirtschaftsforschungsinstitutes (Wifo), plädierte am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten dafür, die heimische Wirtschaftspolitik stets auf die Perspektive "Wachstum und Beschäftigung" auszurichten. Dies passiere bei den diversen Themen nämlich nicht, so der Ökonom weiter, bei der Steuerreform nicht, ebenso wenig wie bei der Pensionsdebatte. "Das Problem der Regierung ist nicht, dass sie die Probleme nicht angehen würde, sondern dass sie nicht draufbleibt."

Zum Thema Inflation (siehe dazu auch den Artikel oben) hätte Aiginger aber schon einen Rat parat: "Die wichtigste Komponente in der Inflationsbekämpfung ist die Forcierung des Wettbewerbs." Es wäre "kein Zufall", so Aiginger, dass ausgerechnet Lebensmittel und Energie seit Monaten die Preistreiber sind, denn "beide Sektoren würden mehr Wettbewerb vertragen". Rufe nach einer staatlichen Preisregulierung nimmt Aiginger nicht ganz ernst: "Wie wollen Sie bitte bei dem heutigen Angebot einen Brotpreis regulieren?", fragt er rhetorisch. Transferleistungen an Schichten mit weniger Einkommen will er nicht per se ablehnen, allerdings sei dann die Frage nach der Finanzierbarkeit der Zahlungen zu stellen.

Prognose bleibt

Obwohl der Internationale Währungsfonds (IWF) zu Beginn der Woche seine Wachstumsprognose für die Eurozone für 2008 um knapp ein Viertel auf 1,6 Prozent zurückgeschraubt hat, sieht Aiginger "noch keine Notwendigkeit", die Wachstumsprognose für Österreich zurückzunehmen.

Trotz täglicher Katastrophenmeldungen in internationalen Finanzmedien habe niemand ein Bild von den Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf die Realwirtschaft, die Auftragsbücher der heimischen Unternehmen seien jedenfalls voll.

Im Dezember hatte das Wifo die Wachstumserwartung für Österreich für 2008 auf 2,2 Prozent abgeschwächt. Aus heutiger Sicht liege man am optimistischen Ende. Es sei aber nicht auszuschließen, "dass wir genau bei 2,2 Prozent landen." Auch bei der Inflation, wo Werte über drei Prozent auf längere Sicht gefährlich seien, liege man noch im Rahmen der Prognose. Demnach wäre in den nächsten Monaten noch mit Raten über drei Prozent zu rechnen, im zweiten Halbjahr sollte es dann aber abwärts gehen. (szem, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.2.2008)