Kabarettist Hubsi Kramar, Leo Wallner von den Casinos Austria, Staatsoperndirektor Ioan Holender und Theatermacherin Emmy Werner.

Foto: ORF/Hans Leitner

Marktforscherin Helene Karmasin, Baumeister Richard Lugner und Peter Margulies, ein ehemaliger Opernball-Demonstrant.

Foto: ORF/Hans Leitner
Wien - Operndirektor Ioan Holender schlug in einem hitzigen "Club2" im ORF am Mittwoch zum Thema "Wem gehört der Opernball" vor, dass der ganze Ball überhaupt nach Schönbrunn verlegt werden soll.

Geladen waren als Gäste Regisseur und Schauspieler Hubsi Kramar, Baumeister Richard Lugner, Operndirektor Ioan Holender, die ehemalige Theaterdirektorin Emmy Werner, Medienfachfrau Helene Karmasin, der ehemalige Casino-Chef und ÖOC-Präsident Leo Wallner und ein ehemaliger Opernballdemonstrant Peter Margulies.

Ball nach Schönbrunn verlegen

"Lassen wir uns nachdenken, was wäre, wenn der Opernball nach Schönbrunn verlegt wird. Die Oper hat drei volle Tage Arbeit, aber kaum Einnahmen. Der Opernball kann ohne Oper nicht sein, aber - die Oper sehr wohl ohne den Opernball. Das will ich zur Diskussion stellen. Der einzige der profitiert ist der Herr Lugner", erklärte Holender. Herr Lugner protestierte heftig: "Ich muss sehr viel Geld hinlegen für so eine Loge, das Geld bekommt die Oper."

Stadt Wien und Oper verdient

Der Opernball bringe der Stadt Wien laut Wirtschaftskammer um die 17 Millionen Euro, erklärte Holender. Dem gegenüber liege der Gewinn für die Oper durch den Ball bei rund einer Million Euro, nicht mit eingerechnet sei dabei allerdings der Verlust von drei Schließtagen, die zur Vorbereitung der Tanzveranstaltung benötigt werden.

Politiker sollen sich die Karte kaufen

Dann setzte Holender nach: "Vor allem würde ich mir wünschen, dass die Politiker genauso wie der Herr Lugner die Opernkarten und Logen kaufen müssen. Aber die Regierung hat 3 Logen und bezahlt dafür nichts."

Wie viel Geld der Oper durch die Gratis-Logen für die Regierungsvertreter verloren gehe, versuchte Holender mit Beispiele zu verdeutlichen. In der Dresdner Oper koste die verhältnismäßig kleinere Mittelloge 70.000 Euro, erklärte er. Für die Proszeniumslogen im Parterre der Wiener Staatsoper müssten 33.000 Euro bezahlt werden. Für die im ersten Rang, in denen die Politiker Platz nehmen, könnten demnach 45.000 bis 50.000 Euro verlangt werden.

Mediale Präsenz überdeckt wichtige Themen

Hubsi Kramar formulierte seinen Abscheu vor der geschmacklosen Veranstaltung. "Es geht nur um Geld und Sex. Da kommt einem ja das Speiben wenn man da reinschaut!. Kramar kritisierte, dass durch die mediale Präsenz des Opernballes wichtigere Themen wie der Tschad-Einsatz zu kurz kommen. "Österreich tritt in den Krieg ein und wir sehen uns den Opernball an."

"Reden Sie mich bitte nicht an"

Emmy Werner wollte von Herrn Lugner nicht einmal angesprochen werden und hielt sich des öfteren die Ohren zu, wenn der Baumeister das Wort ergriff: "Reden Sie mich bitte nicht an. Ich dachte Sie sind eine Kunstfigur, aber Sie sind ja Realität". Werner ärgerte sich vor allem darüber, dass die Medien, den Opernball vorgesetzt bekommen und gar nicht umhin können vom Ball nichts mitzubekommen.

Überheblich den Geschmack vorgeben zu wollen

Frau Karmasin ergriff schließlich Partei für die mediale Berichterstattung über den Opernball. "Es ist überheblich, wenn sich ein paar wenige zur kulturellen Elite machen und den guten Geschmack für sich proklamieren und über den Geschmack des "Plebs" urteilen wollen.

Leo Wallner erklärte: "Wenn sich das soviele Menschen anschauen, dann ist das ein Ereignis. Da kann man dazu stehen wie man will."

Politiker über Holender erstaunt

Seitens der Politiker reagierte man auf die Vorwürfe Holenders erstaunt: "Bis jetzt war es immer so, dass der Bundespräsident eingeladen wurde", äußerte sich Heinz Fischers Sprecherin Astrid Salmhofer zur Finanzierungsdiskussion. "Sollte der Staatsoperndirektor andere Vorkehrungen treffen, sehen wir uns das an", meinte sie zur APA. Die Veranstaltung sei auf jeden Fall der Staatsball, deshalb übernehme der Präsident auch den Ehrenschutz.

Ganz ähnlich auch die Reaktion im Bundeskanzleramt: "Dazu ist zu sagen, das ist der Staatsball und wir sind wie der Bundespräsident immer dazu eingeladen worden", sagte Stefan Pöttler, Sprecher von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ). "Wenn die Organisatoren das anders wollen in Zukunft, stehen wir dem offen." Der Besuch des Opernballs zähle zum "Pflichtprogramm" und den Aufgaben des Bundeskanzlers "und nicht mehr und nicht weniger", so das Kommentar zur Repräsentationsfunktion des Staatsballs. (APA/red)