Wien – Der Abgang von Johannes Elsner beim Kremser Autozulieferer Eybl International dürfte doch brisantere Gründe haben, als verlautbart. Seit etwas mehr als einer Woche rätselt man im Aufsichtsrat über die Gründe für den seit Vorlage des Halbjahresergebnisses Ende Oktober deutlich verschlechterten Geschäftsgang. Hinter vorgehaltener Hand ist von einem Ergebnisloch in Höhe von rund zehn Millionen Euro die Rede, das insbesondere Hauptaktionär Rechtsanwalt Rudolf Fries wenig amüsieren soll. Fries‘ Unternehmensgruppe ist mit 54 Prozent größter Aktionär.

Andere Kapitalvertreter vermuten, dass der Finanzbedarf, der vornehmlich aus Lieferantenverbindlichkeiten bestehe, höher sein könnte. Derzeit versuche man, sich verlässliches Zahlenmaterial zu verschaffen. Nicht aus dem Ruder gelaufen sind laut Standard-Recherchen die Kreditlinien bei der Bank Austria.

Eybl-Aufsichtsratspräsident Ferdinand Lacina will weder die Größenordnung des Finanzbedarfs bestätigen, noch Kommentare abgeben. Er verweist auf eine Erklärung, die der börsennotierte Hersteller von Auto-Innenausstattung, -sitzbezügen und Lenkrädern heute, Donnerstag, veröffentlichen will. Als sicher gilt, dass die gleichfalls heute anstehenden Eybl-Neunmonatszahlen vom Oktober-Ausblick deutlich abweichen dürften. "Die Lage ist nicht so gut, wie sie vor drei Wochen dargestellt wurde", meint ein Aufsichtsratsmitglied. Elsner hatte dem Standard allerdings bereits im Oktober das "Überleben sicherstellen" als vorrangiges Ziel genannt.

Dass Elsner "gegangen worden" sei, stellt man im Aufsichtsrat in Abrede. Der 2001 geholte Sanierer habe selbst um Auflösung seines Vertrags gebeten. Diesem Wunsch sei Lacina nachgekommen. Vehement bestritten werden Informationen, wonach Lieferanten nur mehr gegen Barzahlung lieferten. "Das ist ein Blödsinn", versichert Lacina. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.01.2008)