Finanzdünger in Form von Förderprogrammen ermöglichen vielen jungen Wissenschaftern den Sprung zu einer Forscherkarriere.

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Bloß sind die Mittel nach wie vor so knapp, dass der Großteil der Nachwuchshoffnungen leer ausgeht. Jene, die zum Zug kommen, können sich auf freies Arbeiten ohne finanziellen Druck freuen.

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"Man versucht eben alles." 18 Anträge auf Forschungsstipendien hat Jörg Fritz schon verfasst und abgeschickt. Auch wenn nur ein kleiner Bruchteil angenommen wurde, sei für ihn letztendlich "alles aufgegangen". Vergangenen Freitag ging wieder eine Tür auf: Fritz ist einer von 54 Nachwuchswissenschaftern, die sich um ein Apart-Stipendium beworben haben - und einer von 14, die es auch bewilligt bekamen. Das Austrian Programme for Advanced Research and Technology (Apart) ist mit 50.000 Euro brutto jährlich für maximal drei Jahre dotiert und soll Forscher bis 35 Jahre bei ihrer Habilitation unterstützen.

Insgesamt 87 Stipendien aus sechs verschiedenen Fördertöpfen wurden von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) am 25. Jänner an junge Forscher vergeben. Mit 4,2 Millionen Euro, die überwiegend aus dem Wissenschaftsministerium kommen, lag das Förderbudget für Apart und das Dissertantenprogramm Doc zwar nach langer Stagnation immerhin um 17 Prozent über dem vom Vorjahr, bei Bewilligungsquoten von 26 Prozent für Apart und 21 Prozent für Doc geht aber immer noch jeder vierte bis fünfte Bewerber leer aus. "Es ist für die Jury fast unmöglich, eine Auswahl zu treffen. Selbst unter den Besten müssen noch feine Unterschiede berücksichtigt werden", sagt Barbara Haberl, die am ÖAW die Stipendienvergabe organisiert. Für eine angemessene Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses müsste eine Bewilligungsquote von "mindestens 45 bis 50 Prozent" erreicht werden, ist Haberl überzeugt.

Für Jörg Fritz, der am Department of Immunology an der Universität von Toronto untersucht, wie Mikroorganismen vom Immunsystem erkannt werden, bedeutet das Stipendium, dass "viel Druck und Erwartungshaltung" von ihm abfallen. Mit dem Geld könne er sein eigenes Labor finanzieren und sei nicht mehr auf die Unterstützung seiner Betreuer angewiesen. "Ich bin an dem Punkt angelangt, die wissenschaftliche Unabhängigkeit zu versuchen", ist der 32-Jährige, der sich schon bisher mit verschiedenen Stipendien durchschlagen konnte, zuversichtlich. Ihm sei klar, dass "viele, die um nichts schlechter sind", kein Stipendium erhielten. "Es gehört schon recht viel Glück dazu."

Glück hatte auch Teodora Radeva-Bork: Das Doc-Stipendium in der Höhe von 30.000 Euro brutto im Jahr ermöglicht ihr, für ihre Doktorarbeit sprachwissenschaftliche Experimente mit Kleinkindern in Bulgarien durchzuführen. "Das Stipendium ist eine super Möglichkeit, Familie und Wissenschaft zu kombinieren", freut sich die 27-Jährige, die im Arm ihre sechs Monate alte Tochter hält.

Ohne das Doc-Stipendium, das heuer an 29 von 141 Bewerbern aus allen Bereichen verliehen wurde, hätte Radeva-Bork sich einen Nebenjob suchen müssen. Denn: "Wissenschaft ist meine Leidenschaft! Ich werde nicht aufgeben. Auch wenn die Perspektiven für eine akademische Karriere nicht so rosig sind, wenn man sich die Zahl der weiblichen Professoren anschaut."

Eine erfolgreiche Laufbahn an einer Universität ist ein "zäher Weg", weiß auch Georg Schiemer, der sich in seiner nunmehr durch ein Doc-Stipendium finanzierten Dissertation mit Rudolf Carnaps Modelltheorie beschäftigen wird. "Die finanzielle Absicherung ist ein sehr gutes Gefühl und schafft Freiraum, gerade wenn man ein Kind hat", sagt der 28-jährige Vater.

"Freiheit, das zu tun, was man wirklich tun will, anstatt sehr viel Zeit mit Anträgen, Abstracts und Selbstpräsentation zu verbringen", das bedeutet das Doc-Stipendium für Elisabeth Grabenweger. Die 28-Jährige versucht "die Ziele kleinzuhalten" und konzentriert sich vorerst ganz auf ihre Dissertation zum Thema "Frauen in der Wissenschaft. Zur Geschichte der Wiener Germanistik 1918-1938" ist.

Ab ins Ausland

Mehr als die Hälfte der Doc und über ein Drittel der Apart-Stipendien gingen an geisteswissenschaftliche Forschungsarbeiten. Dass 64 Prozent der Stipendiaten Frauen sind, ist aber nicht zuletzt dem Programm Doc-fFORTE geschuldet, das sich speziell an Forscherinnen in Technik, Medizin und Naturwissenschaften richtet und an 25 Doktorandinnen ging. Das Programm ist das einzige, bei dem ein kontinuierlicher Anstieg der Förderquote auf nunmehr 42 Prozent zu verzeichnen ist.

Acht bereits promovierte Naturwissenschafter, Mediziner oder Techniker wurden mit dem aus einer Privatstiftung finanzierten Max-Kade-Stipendium ausgezeichnet, mit dem ein zwölfmonatiger USA-Aufenthalt finanziert wird. Erstmals ausbezahlt wurden zwei Flare- Stipendien, mit welchen europaweit Altersforschungsprojekte gefördert werden. Von allen sechs Programmen wird fast jedes vierte Stipendium im Ausland absolviert.

Ob im In- oder Ausland: Für Jörg Fritz und seine Mitstipendiaten ist der Boden für eine Forscherkarriere bereitet. Alle anderen können es weiter versuchen: Bis 31. Mai 2008 kann wieder eingereicht werden. (Karin Krichmayr/DER STANDARD, Printausgabe, 30.1.2008)