Wolfgang Schüssel lobt Außenministerin Ursula Plassnik vor dem ÖVP-Klub, weil sie in einem "ZiB-2"-Interview nicht zu der Aussage zu bringen war, mit der "Mohammed-war-Kinderschänder"-FPÖ könne es keine Koalition geben. Schüssel selbst sagt in der "Pressestunde" sinngemäß, es solle endlich Schluss sein mit der "Ausgrenzung", jede Partei, die im Parlament sei, sei auch regierungsfähig. Was ja einer der gefährlichsten politischen Kurzschlüsse ist, denn auch undemokratische Parteien werden immer wieder in Parlamente gewählt (ganz zu schweigen von den Nationalsozialisten, die 1932 stimmenstärkste Partei wurden). Schüssel sieht offenbar die Regierungsbeteiligung der FPÖ, die ihm die Kanzlerschaft ermöglichte und die ÖVP vor der politischen Bedeutungslosigkeit bewahrte, als sein Lebenswerk. Auf die "Roten", mit denen er einst ganz gut konnte, ist Schüssel inzwischen schwer allergisch. Dass er (im Gegensatz zu vielen in der ÖVP) das Mehrheitswahlrecht ablehnt, könnte auch mit seiner ungebrochenen Hoffnung auf eine Koalition mit der FPÖ zu tun haben. Da will einer nicht von seinem (an sich ja gescheiterten) Lebenstraum lassen. (Hans Rauscher/DER STANDARD, Printausgabe, 30.1.2008)