Wien - Es sei völlig falsch, dass Fähigkeiten und die Produktivität mit dem Alter abnehmen, betont Sozialminister Erwin Buchinger (SPÖ) am Dienstag bei Präsentation des Handbuchs "Behaltemanagement für ältere Arbeitnehmer". Ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen verfügen über ein großes Erfahrungswissen und Kompetenz, die sie in ihrem langen Berufsleben gesammelt haben. Vor dem Hintergrund demografischer Veränderung seien Unternehmen zu einem Umdenken gezwungen.

Die Unternehmen werden künftig gefordert sein, ältere Mitarbeiter wieder verstärkt als Schlüsselarbeitskräfte zu beschäftigen und sie zu fördern, statt sie als Belastung oder Kostenfaktor zu sehen, so der Minister.

2007 sei die Beschäftigungsquote der 55- bis 65-Jährigen in Österreich erst bei unter 40 Prozent gelegen, 2008 werde die 40-Prozent-Marke erreicht werden. Im Rahmen der Lissabon-Ziele sollten bis 2010 50 Prozent der Älteren noch in Beschäftigung sein. Dies sei ein ambitioniertes Ziel, so Buchinger. Die Regierung werde sich bemühen, die Differenz auf 50 Prozent sehr gering zu halten.

Beschäftigungspaket

Nach dem Jugendbeschäftigungspaket werde die Regierung im März ein Beschäftigungspaket für Ältere beschließen. Wesentliche Punkte seien die Gesundheitsförderung, altersgerechte Arbeitszeitregelungen und die altersgerechte Gestaltung des Arbeitsplatzes.

Erika Folkes von Eurag Österreich sieht die Unternehmen schlecht vorbereitet auf die älter werdende Gesellschaft. Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen sei nicht eingestellt auf ältere Arbeitnehmer. Dem bestehenden Informationsmangel soll nun das neue Handbuch abhelfen. Darin werden u.a. die Erfahrungen mit einem Pilotprojekt der Magna Steyr Fahrzeugtechnik in Graz wissenschaftlich aufgearbeitet.

Der Personalchef von Magna Steyr, Erich Mayer, betonte, dass man "den Stein der Weisen" noch nicht gefunden habe. Es gebe aber wichtige Ansatzpunkte. So seien für die innerbetriebliche "Behaltestrategie" Ergonomie, Arbeitszeiten und Gesundheitsvorsorge wesentlich. Unterstützung fordert er von der Politik , damit Unternehmen Arbeitnehmer "kostenneutral" länger beschäftigen können.

Leistungsfähigkeit steigt im Alter

Rudolf Karazman, Mitautor des Handbuchs, sieht das Problem nicht im Älterwerden der Beschäftigten, sondern in der Jugendlichkeit der Unternehmen. Dies bedeute, dass Unternehmen organisatorisch und ergonomisch auf das sogenannte Haupterwerbsalter standardisiert seien. Was es nun brauche, seien Strategien, die Unternehmen generationengerecht zu machen.

Denn ältere Mitarbeiter seien mit Ausnahme von Berufen, wo schwere körperliche Anstrengungen verlangt werden, im Allgemeinen leistungsfähiger. Es zeige sich nämlich, dass "die Wirtschaftlichkeit" mit zunehmendem Alter wächst. Freilich werde dies in den üblichen Unternehmenskennzahlen nicht kenntlich gemacht. (APA)