Wiesbaden - Nach dem knappen Wahlausgang im deutschen Bundesland Hessen haben sowohl CDU als auch SPD Anspruch auf die Bildung der nächsten Landesregierung erhoben. "Der Weg ist vorgezeichnet, dass Andrea Ypsilanti hier Ministerpräsidentin werden kann", sagte SPD-Generalsekretär Norbert Schmitt am Montag in Wiesbaden. CDU-Generalsekretär Michael Boddenberg verwies dagegen darauf, dass die Union als stärkste Partei aus der hessischen Landtagswahl hervorgegangen ist. Damit habe der Wähler der CDU den Auftrag zur Regierungsbildung gegeben.

Schmitt forderte die FDP zu Gesprächen mit seiner Partei auf: "Die FDP muss darüber nachdenken, ob sie Hessen in einer solchen Situation in die Unregierbarkeit führt", sagte der SPD-Politiker. Die FDP hat sich in den vergangenen Monaten stets gegen ein Bündnis mit SPD und Grünen ausgesprochen. Schmitt schloss erneut eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei aus und sprach sich auch gegen eine Große Koalition aus.

Union skeptisch

Die hessische CDU signalisierte ihre Bereitschaft zu Gesprächen mit den anderen Parteien, äußerte sich zugleich aber skeptisch zu Verhandlungen über eine Große Koalition. Boddenberg verwies am Montag in Wiesbaden auf die enormen programmatischen Unterschiede zwischen CDU und SPD in Hessen: "Das ist so unvereinbar, dass ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, wie es dort konstruktive Gespräche geben kann."

Grüne appellieren an FDP

Die deutschen Grünen haben an die FDP appelliert, in Hessen eine Ampel-Koalition zu schließen. Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sei abgewählt worden, nun gelte es, eine neue parlamentarische Mehrheit zu finden, sagte die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth am Montag in Berlin. "Da müsste auch noch einmal die FDP in sich gehen. Eine Partei, die von sich sagt, sie sei liberal, hätte die Möglichkeit, ein Bündnis mit SPD, mit Grünen zu schließen."

Ähnlich äußerte sich auch der Vorsitzende Reinhard Bütikofer. Die FDP müsse sehen, dass nach dem Wahlsonntag eine Mehrheit mit ihrem Wunschpartner Union nicht wahrscheinlicher geworden sei. Das bürgerliche Lager werde die Große Koalition nicht ablösen können. "Das muss die FDP mal analysieren, dafür muss man ihr Zeit geben", sagte Bütikofer. (APA/AP)