Foto: DER STANDARD/Roman David-Freihsl
In Wien haben sie wieder einmal ein "Problem" gelöst. Und wie das in dieser Stadt so üblich ist, wird das am besten gleich innerhalb der "Familie" erledigt. Das "Problem" war seit Jahr und Tag bekannt und lief unter dem Titel "Wildplakatieren". Neue Schallplatten oder Konzerte, die per Kleinplakat an Stromkästen und Laternenmasten angekündigt wurden – ein längst eingespieltes, aber nicht offiziell genehmigtes System. Das war eigentlich schon längst kein großer Aufreger mehr. Höchstens für jene, die in Wien ein quasi-Monopol in Sachen Außenwerbung inne haben. Und auf einmal galt über Nacht wieder das Prinzip: Eine Hand wäscht die andere – und beide das G’sicht. Das war schon bei den "City-Light" Bim-Haltestellen so und erst recht bei den "Rolling-Board"-Plakaten am Straßenrand. Diesmal funktionierte das so: Der SP-nahe Plakatriese Gewista gründet das Tochterunternehmen "Kultur:Plakat", dieses bekommt von der SP-alleinregierten Stadt prompt die Genehmigung, auf 5000 Lichtmasten so genannte Halbschalen zu montieren – und schon ist es vorbei mit dem "freien Plakatieren". Die Gewista tritt wieder einmal als Stadtbild-Verschönerer auf – und casht sofort für die Plakate auf den Halbschalen ab. Wobei sich aber schon die Frage stellt, was jetzt eigentlich schöner ist. Dass die Plakate nun nicht mehr am Masten picken – sondern sich so richtig schön breitmachen? Oder schmeichelt es vielleicht dem ästhetischen Empfinden, dass es für ein paar freie Gruppen keine Ankündigungs-Nische in der Stadt mehr gibt – aber dafür der rathausfreundliche Monopolist seinen Obolus einstreifen darf? So eine "Innovation" wird in Wien natürlich nicht ausgeschrieben. Und um ganz sicher zu gehen, wurde nicht einmal die Abteilung für Stadtgestaltung befragt, bevor die Halbschalen montiert wurden. Und eine Stellungnahme zur Verkehrssicherheit? Wozu? Sehr viele dieser Halbschalen wurden entlang von Radwegen montiert. Na, wird schon nix passieren. Wenn’s von der "Familie" kommt, wird’s schon passen. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe, 26./27. Jänner 2008)