Je unklarer die wirtschaftliche Entwicklung, desto lauter die Rufe nach öffentlichen Hilfen. Die auch erhört werden. Nach der US-Notenbank reagiert auch der Kongress und beschließt ein Milliardenprogramm zur Rettung der Wirtschaft. Die meisten Ökonomen halten derartige Eingriffe zur Verhinderung einer Talfahrt für richtig. Fragt sich nur, ob das auch langfristig der Fall ist.

Es bestehen wenig Zweifel daran, dass die Steuersenkungen und -gutschriften vor allem im niedrigen Einkommensbereich den Konsum stützen. Genau darauf konzentrieren sich die jetzigen Maßnahmen Washingtons. Insofern ist der Kongress auf dem richtigen Weg. Und auch mit der befristeten Wirkung der Hilfsaktion scheint Präsident Bush gut beraten zu sein. Immer noch offen ist freilich, ob das Drehen am Steuerrad überhaupt notwendig ist. Vom US-Arbeitsmarkt kamen in den letzten Wochen jedenfalls ermutigende Signale. Und auch von der Unternehmensseite sind derzeit kaum Anzeichen einer Rezession zu erkennen. Das kriegsbelastete amerikanische Budget wird durch das Ausschütten des Füllhorns freilich zusätzlich strapaziert.

Für die Politik spielt das keine Rolle, schon gar nicht in Wahlkampfzeiten. Das ist auch nicht der richtige Moment, um weiter in die Zukunft zu blicken. Die könnte nämlich eine Wiederholung der Finanzkrise bringen. Denn die Mischung aus Steuer- und Zinssenkung nach dem Platzen der Dotcom-Blase war es, die die Wirtschaft mit Geld überversorgte und die Exzesse an den Finanzmärkten förderte. Gepaart mit dem Glauben, dass Risiko künftig so lange zer- und verteilt werden kann, bis es nicht mehr existiert. Ein Irrtum. Man sollte aus diesen Fehlern lernen. Derzeit hat es eher den Anschein, dass sich die Geschichte wiederholen wird, allerdings rascher denn je. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26./27.1.2008)