Eine in den 90ern an der WU durchgeführte Studie identifizierte drei Gruppen von Top-Managern:

- Für die einen, meist jüngeren, ist die Karriere das Faszinosum schlechthin, sie haben allerdings noch kaum Familienverantwortung und wissen nicht wirklich, was auf sie zukommt.

- Die zweite Gruppe – hauptsächlich Männer – lebt in zwei Welten, die sie strikt getrennt halten. Zu Hause wird dann Kraft getankt für den Kampf ums Dasein.

- Die dritte Gruppe sind die Double Career Couples. Wenn auch der Partner oder die Partnerin Karriere macht, degeneriert die Beziehung zur Aufzuchtgemeinschaft, die gemeinsame Haushaltsführung, und die Kinder werden zur Managementaufgabe.

Muster und Überraschungen

Unsere neuen Daten zeigen archaische Muster und Überraschungen. Keine Überraschung: Wenn die Familienverantwortung steigt, also die Beziehungen enger werden und Kinder kommen, dann hat das für Männer und Frauen unterschiedliche Effekte. Für Frauen verliert die Arbeit an Bedeutung, in den Job fließen weniger Zeit und Energie. Bei Männern ist es umgekehrt: Sie arbeiten dann mehr als je vorher – sei es, dass sie vor Beziehungsarbeit und vollen Windeln flüchten, sei es, dass sie meinen, nun noch mehr Jagdbeute nach Hause bringen zu müssen. Familienväter werden dann zu idealen Mitarbeitern: berechenbar, belastbar, erpressbar. Männer haben dann den Erfolg und Frauen die Kinder.

Wird es aber turbulenter im Beruf, kommt mehr Dynamik in die beruflichen Beziehungen und Aufgaben, und werden die Jobs prekärer, dann blühen die Frauen auf im Beruf. Generell trägt Wechselhaftigkeit bei Männern und Frauen dazu bei, dass der Job wichtiger wird. Erfolgt die Beschleunigung im Job aber gleichzeitig mit dem Wachsen der Familie, dann wird der Job für Männer eher unwichtiger, für Frauen wichtiger.

Frauen scheinen für die Situation der allerorts steigenden Unübersichtlichkeit besser gerüstet. Vielleicht sind sie Multitasking-erprobter und ambiguitätstoleranter als Männer – vielleicht verliert für Männer der Job an Attraktivität, wenn er prekärer wird. Egal – mit der Kombination aus viel Familie und Turbulenz in der Arbeit gehen Frauen besser und erfolgreicher um als Männer. Kommt damit doch noch das Zeitalter der Frauen – irgendwann? (Michael Meyer*, DER STANDARD, Printausgabe, 26./27.1.2008)