Perchtoldsdorf - Da ab kommenden Herbst auch Zweieinhalbjährige in Niederösterreich Anspruch auf einen Kindergartenplatz haben, werden Räume für rund 370 neue Kindergartengruppen gebraucht. Derzeit zieht ein Team für die Beratung über Kindergartenausbauten durch das Land. Dessen Leiter Reinhart Handl von der Kindergartenabteilung des Landes ist mit einem Techniker an Spitzentagen von sieben bis 20 Uhr unterwegs. Handl ist zuversichtlich, dass die Ausbauten zeitgerecht fertig werden. Das Land übernimmt bis zu zwei Drittel der Kosten.

Der größte Ausbaubedarf besteht im Großraum Wien. Spitzenreiter ist Baden, wo zwölf zusätzliche Kindergartengruppen geschaffen werden müssen, gefolgt von Klosterneuburg, Stockerau und Korneuburg mit elf neuen Gruppen. Zum Teil kommen auch Container, als Provisorium zum Einsatz.

Zuschuss reicht nicht

Christine Holubek, Tagesmutter in Perchtoldsdorf beobachtet den Ausbau skeptisch. "Ich finde es schade, dass nicht bereits bestehende Einrichtungen besser gefördert werden, wie sie die Kindertagesmütter bereitstellen", sagt die gelernte Polizistin mit Montessori-Zusatzausbildung. Ihrer Meinung nach werden private Tagesbetreuungseinrichtungen und Eltern, die ihre Kinder dort unterbringen, zu wenig finanziell unterstützt. Holubek erhält derzeit pro Kind, das bei ihr bis zu 90 Stunden im Monat verbringt, einen monatlichen Personalzuschuss von 51 Euro von Gemeinde und Land. "Jetzt hat mir das Land mehr Förderung bewilligt, ich musste aber auch bei der Gemeinde darum ansuchen, sonst bekomme ich sie nicht", erzählt die Tagesmutter. Um mehr Geld zu erhalten, habe sie zugeben müssen, dass sie wirtschaftlich in Bedrängnis sei. "Jeder weiß, dass man durch Kinderbetreuung nicht reich wird", meint Holubek, die sich "nicht wertgeschätzt" fühle.

Im Büro von Familienlandesrätin Johanna Mikl-Leitner (VP) kann man die Beschwerde der Tagesmutter nicht ganz nachvollziehen: "Die Tagesmütter-Aktion läuft in Niederösterreich sehr gut", heißt es dort. Rund 5500 Kinder würden bei Tagesmüttern betreut. Die Nachfrage werde auch in Zukunft nicht sinken. "Durch die Flexibilisierung des Kindergeldes werden verstärkt Tagesmütter für die noch Jüngeren gebraucht werden", lautet die Einschätzung. (Gudrun Springer, DER STANDARD - Printausgabe, 25. Jänner 2008)