Tirana/Wien - Die niederösterreichische EVN verhandelt exklusiv mit der albanischen Regierung über den Bau von drei Wasserkraftwerken am Fluss Devoll. Man sei bei einem internationalen Tenderverfahren als Bestbieter ausgewählt worden und werde in den nächsten Monaten mit der Regierung in Tirana einen Konzessionsvertrag für die Kraftwerke erarbeiten, bestätigte die EVN heute, Freitag, in einer Mitteilung das gestrige Statement des albanischen Energieministeriums.

Konkret geht es um drei Spitzenlast-Speicherkraftwerke mit einer Gesamtleistung von rund 400 Megawatt (M") und einer Jahreserzeugung von 1.000 GWh. Damit ist das Kraftwerksprojekt in Albanien größer als etwa das Salzburger Kraftwerk Kaprun, das eine Leistung von 350 MW hat und insgesamt (alle drei Stufen) 675 GWh Strom pro Jahr erzeugen kann.

Das Wasserkraft-Engagement der EVN in Albanien sei eine konsequente Weiterentwicklung der EVN-Strategie auf dem Westbalkan, heißt es in der Mitteilung. Derzeit versorge man in Bulgarien und Mazedonien rund 2,2 Millionen Kunden mit Strom und werde dafür schrittweise entsprechende Produktionskapazitäten errichten. Dabei wollen die Österreicher "mit österreichischen und internationalen Partnern" kooperieren.

Zusammenarbeit mit dem Verbund

Eine Zusammenarbeit mit dem Verbund-Konzern könnte nahe liegen - der Verbund hat ja angekündigt, bis 2015 rund 2 Mrd. Euro in Ost- und Südosteuropa investieren zu wollen. Der Balkan, auf dem der Verbund noch nicht vertreten ist, sei eine "logisch Brücke" in Richtung Türkei, hatte der Verbund-Chef Michael Pistauer im vergangenen Herbst erklärt. Auch mit der EVN würden sich Joint-Ventures im Ausland anbieten. Nach dem Wechsel an der Verbund-Spitze im vergangenen Frühjahr - der langjährige Finanzvorstand Pistauer löste Hans Haider ab - ist zu einer Annäherung zwischen EVN und Verbund gekommen. Über eine mögliche Zusammenarbeit mit der EVN beim aktuellen Kraftwerksprojekt in Albanien will man sich beim Verbund aber "zum derzeitigen Zeitpunkt nicht äußern".

Der Investitionsbedarf in der Region ist jedenfalls gewaltig. Erst vor einer Woche brach die Stromversorgung in Albanien völlig zusammen. Ursache war ein Schaden am Fernleitungssystem, wie der staatliche Stromversorger KESh erklärte. Albanien hat seit Jahren wegen des erhöhten Verbrauchs und niedriger Stromproduktion große Versorgungsschwierigkeiten und muss einen großen Teil der elektrischen Energie importieren. Das Interesse an ausländischen Investitionen ist daher massiv. Auch das benachbarte Mazedonien, wo die EVN seit 2006 durch den Erwerb des staatlichen Verteilunternehmen ESM (Elektrostopanstvo na Makedonija) vertreten ist, gilt als Notstandsgebiet, was die Energieversorgung betrifft. (APA)