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Das fulminante Wirtschaftswachstum hat auch unangenehme Folgen für die chinesische Bevölkerung: Die Preise (im Bild ein Markt in Nanjing) zeigen steil nach oben.

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Peking - Chinas Volkswirtschaft ist 2007 um 11,4 Prozent gewachsen, so schnell wie seit 13 Jahren nicht. Staatliche Dämpfungsmaßnahmen schwächten die Rekordzunahme nur leicht auf 11,2 Prozent im vierten Quartal ab.

Mit ihrem erneuten Superwachstum kam die Volksrepublik, die in den vergangenen fünf Jahren hintereinander um jährlich jeweils gut zehn Prozent zulegte, knapp an den Wert des Sozialprodukts der deutschen Volkswirtschaft heran. Anders als erwartet konnte China Deutschland aber nicht an der dritten Position nach den USA und Japan ablösen. "Grund sind die Währungsparitäten", sagte der Leiter des Statistischen Amtes, Xie Fuzhan.

Euroaufwertung

Der Euro hat sich 2007 gegenüber dem chinesischen Renminbi-Yuan um fast fünf Prozent aufgewertet. Dadurch liegt China mit einem BIP von 24.661 Milliarden Renminbi knapp hinter der Leistung der deutschen Volkswirtschaft. Statistiker Xie warnte allerdings davor, die Frage, ob Chinas Volkswirtschaft der dritte oder vierte Platz in der Welt zustehe, über Gebühr zu strapazieren. Entscheidend sei bei einer 1,3 Milliarden großen Bevölkerung die Pro-Kopf-Leistung. "Selbst, wenn wir mit unserer gesamten Wirtschaft in absoluten Zahlen Deutschlands Wirtschaft überflügeln würden, bleiben wir weiter ein Entwicklungsland."

Xie kommentierte den neuerlichen Wachstumserfolg seines Landes mit gemischten Gefühlen. In einer Pressekonferenz in Peking nannte er die wirtschaftliche Überhitzung und die anschnellende Inflation, deren "Druck zunimmt", als Hauptgefahren für die weitere Entwicklung des Landes. "Das Risiko, dass unsere Wirtschaft von ihrem rasanten Wachstum in den Zustand einer Überhitzung übergeht, besteht weiter." Xie sagte, dass der Staat weiter mit einer straffen Finanz- und Kreditpolitik, Preisstabilisierung und strategischen Änderung seines Wachstumsmodells einer Fehlentwicklung gegensteuern müsse.

Preissteigerungsrate macht Sorgen

Sorgen bereitet den Pekinger Planern vor allem die Preissteigerungsrate, die 2007 mit 4,4 Prozent um 3,3 Prozent über dem Vorjahr lag und den höchsten Wert seit elf Jahren erreichte. Im Dezember stand der Preiserhöhungspegel bei 6,5 Prozent, getrieben vor allem von sich sprunghaft verteuernden Nahrungsmitteln, deren Preise sich im Jahresdurchschnitt um 12,3 Prozent erhöht haben.

Die meisten Wirtschaftsfachleute rechnen auch 2008 für China mit anhaltendem Hochwachstum. Von 60 Anfang der Woche von der Fachzeitung China Business News befragten chinesischen Finanzforschern gehen zwei Drittel von einem BIP-Wachstum zwischen zehn und elf Prozent aus.

Pekings Richtlinie, die die Regierung für ihren 11. Fünfjahresplan bis 2010 vorgibt, liegt dagegen bei nur acht Prozent Wachstum. (Johnny Erling, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.1.2008)