Filmgeschichte als Tank kollektiver Erinnerungen: Björn Kämmerer, "escalator", 2006.

Foto: Galerie Georg Kargl

Gezeigt werden Positionen, in denen das Kino und seine Geschichte(n) als Reservoir an kollektiven Erinnerungen und Projektionen fungieren.

Schon im Eingangsbereich wird deutlich, dass Fiona Liewehr den Titel ihrer Schau im übertragenen Sinne versteht: Projiziert wird dort der 35-mm-Filmloop "escalator" (2006) von Björn Kämmerer der insofern sehr schön auf die räumliche Situation reagiert, als die Leinwand den realen Stiegenaufgang dahinter bedeckt. Die Schwarz-Weiß-Projektion zeigt einen Jungen, der eine Treppe hinauf- und hinuntergeht, und zwischendurch stehen die Bilder seines Filmes auch Kopf. In der Tradition des Experimentalfilms stehend, irritiert Kämmerer durch den Bruch mit der zeitlichen und räumlichen Linearität die Wahrnehmung, während Nadim Vardag in feinen Bleistiftzeichnungen die Konstruktionsprinzipien von filmischen Apparaturen und Perspektiven sehr präzise vermisst.

Im Untergeschoß bezieht sich der Künstler mit "The night" auf Michelangelo Antonio, und überhaupt tauchen dort mehrere Regisseure auf: In der Installation "Avant-garde (Rainer, Kubelka, Ligthart) rhythmisiert Theo Ligthart mit einer Lampe die Partitur des Films "Arnulf Rainer" (1960) von Peter Kubelka, und seine Installation "Spielfilm" führt auch Regisseure wie Hitchcock in die Ausstellung ein: In einem Schaukasten stehen auf schwarzen Tafeln kurze Texte, die neben einfacheren Filmplots wie "Boy meets girl" auch komplexere Storys wie die von "Marnie" erfassen.

Aufgebaut wie ein Rätsel, wird die Arbeit erst durch die Besucher und ihr Wissen um die Filmgeschichte ergänzt, und auch die Arbeiten von Andreas Fogarasi oder Cerith Wyn Evans leben von den individuellen Erinnerungen und Projektionen, mit denen man die Abwesenheit von narrativen und illusionistischen Bildern auffüllt. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.1.2008)