Brüssel/Wien – Während man in Österreich mit der Einführung der HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs bei den kostenlosen Kinderimpfungen seit längerer Zeit wartet und mittlerweile von Experten Meldungen über potenzielle Nebenwirkungen der Vakzine als sehr unwahrscheinlich angesehen werden, stellt ein neuer Bericht des Europäischen Zentrums für Krankheitskontrolle (ECDC) fest: "Die Impfung gegen das Papilloma-Virus (HPV) ist eine effektive Vorbeugungsstrategie gegen Gebärmutterhalskrebs."

Zielgruppe: junge Mädchen

Die dazugehörige Studie wurde am Dienstag beim europäischen Treffen von Spezialisten über Fragen zur Bekämpfung des Gebärmutterhalskarzinkoms präsentiert. Die Kernaussage: "Die vorhandenen HPV-Vakzine schützen gegen zwei Hochrisiko-HP-Virusstämme, die für 73 Prozent der Zervixkarzinom-Fälle verantwortlich gemacht werden und über sexuelle Kontakte übertragen werden." Daher seien vor allem "junge Mädchen, die noch keine sexuellen Kontakte gehabt haben (...) die eigentliche Zielgruppe, die immunisiert werden sollte."

"Todesfall nicht sognifikant"

Auch jener Wiener Immundermatologe, der 1991 in den USA die Technik entwickelt hat, auf der die Impfung basiert, meldete sich am Dienstag zu Wort. Reinhard Kirnbauer von der Universitäts-Hautklinik am AKH findet die Diskussionen, die in Österreich nach dem Tod einer 19-Jährigen drei Wochen nach der Impfung ausgebrochen ist, unbegreiflich: "Bei sieben Millionen Frauen, die bisher gegen HPV geimpft wurden, hat man keine schweren Nebenwirkungen beobachtet." Der Todesfall sei tragisch, aber nicht signifikant: "Man könnte nur einen Hinweis bekommen, wenn es unter den Geimpften mehr wären."

In Österreich kommt es bei 50.000 Frauen pro Jahr zu einem verdächtigen Krebsabstrich nach der Vorsorgeuntersuchung, bei etwa 5000 wird ein Eingriff notwendig. 550 Frauen erkranken tatsächlich an Gebärmutterhalskrebs, für 180 Patientinnen endet dies tödlich. (red, DER STANDARD, Printausgabe, 23.1.2008)