Beirut - Im Libanon entlädt sich der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten immer öfter in Straßenkämpfen. Zuletzt kam es in der Nacht auf Dienstag in einem Stadtviertel Beiruts zu Kämpfen zwischen Anhängern der beiden muslimischen Glaubensrichtungen. Dutzende von Schiiten protestierten wegen Engpässen in der Energieversorgung gegen die Regierung von Premierminister Fouad Siniora, in der die Schiiten nicht vertreten sind. Sie blockierten Straßen, setzten Müllcontainer in Brand und warfen mit Steinen, bevor die Polizei die Demonstration auflöste. In den palästinensischen Flüchtlingslagern im Libanon demonstrierten seit Montag Hunderte gegen die israelische Gaza-Blockade.

Sunniten und Schiiten machen zusammen etwa 60 Prozent der libanesischen Bevölkerung aus. Die Sunniten stehen in ihrer überwiegenden Mehrheit hinter den "Kräften des 14. März", dem antisyrischen Regierungsbündnis unter Saad Hariri, das sich dem Machtanspruch der pro-iranischen schiitischen Hisbollah widersetzt, die sich als Siegerin im Krieg gegen Israel vom Sommer 2006 sieht. Zusammen mit der ebenfalls schiitischen Amal und pro-syrischen Christen hatte die Hisbollah die Regierung Ende 2006 verlassen, die wegen des Fehlens von schiitischen Vertreter nicht verfassungskonform ist. Christen und Drusen sind in beiden politischen Lagern präsent.

Anschuldigungen

Bereits am Neujahrstag war es in Beirut zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen Schiiten und Sunniten gekommen, bei denen sieben Menschen zum Teil schwer verletzt wurden, bevor die Polizei die Situation mit dem Abfeuern von Warnschüssen unter Kontrolle brachte.

Der untergetauchte Anführer der palästinensischen sunnitischen Extremistengruppe "Fatah al-Islam", Shaker al-Abssi, hatte am Montag den libanesischen Armeechef General Michel Sleimane beschuldigt, das Blutbad in dem Flüchtlingslager Nahr al-Bared bei Tripoli mit mehr als 400 Toten im Auftrag der USA angerichtet zu haben, die ihm dafür den libanesischen Präsidentensessel versprochen hätten. (APA/AP)