Eisenstadt/Wien – Einen Monat nach Öffnung der Schengen-Grenze ruft Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) nach mehr Polizei fürs Burgenland. Allein im Dezember seien die strafbaren Handlungen um 11,4 Prozent gestiegen, rechnet Niessl vor.

Gleichzeitig habe das Innenministerium von Günther Platter (ÖVP) „knapp 50 Beamte“ nach Wien versetzt und das Sicherheitsniveau unlängst als „sehr zufriedenstellend“ bezeichnet – was den roten Landesfürsten arg erzürnt: „Diese Schönfärberei steht in eklatantem Widerspruch zu dem, was die Menschen täglich wahrnehmen“, wettert Niessl, er wundere sich darüber, „mit welcher Unverfrorenheit die Tatsachen auf den Kopf gestellt werden“.

Im Bundeskriminalamt weist man Niessls Zahlenmaterial zurück. Im Jahr 2007 seien im Burgenland 10.665 Delikte registriert worden, erklärt Sprecher Gerald Hesztera, doch ein Anstieg im Dezember lasse sich daraus „nicht herauslesen“. Überhaupt würden derart kurzfristige Erhebungen keinen Sinn machen, da strafbare Handlungen, die von der Polizei verfolgt und dann bei der Staatsanwaltschaft angezeigt werden, sich oft erst in den Folgemonaten in der Statistik niederschlagen. Eine „einigermaßen seriöse Aufstellung“, wie sich die Kriminalität seit der Schengen-Erweiterung entwickelt habe, liege daher frühestens „Mitte Februar“ vor.

Burgenlands ÖVP-Klubobmann Rudolf Strommer wirft Niessl vor, „Unsicherheitspolitik“ zu machen. Seit der Grenzöffnung seien 38.000 Kontrollen durchgeführt worden, das Land habe bundesweit die zweitbeste Aufklärungsquote. (nw/DER STANDARD/Printausgabe, 22.1.2008)