Brüssel - Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy ist mit seiner Ankündigung, die EU-Fischfangquoten abzuschaffen, auf Widerstand bei den dafür zuständigen Ressortministern der Mitgliedstaaten gestoßen. "Die Fangquote ist eines der Instrumente, die wir brauchen", sagte der derzeitige EU-Ratsvorsitzende, der slowenische Agrarminister Iztok Jarc.

"Wir können jetzt nicht die ökonomischen Interessen über alle anderen Interessen stellen", sagte der deutsche Agrarminister Horst Seehofer (CSU). "Ich denke, wir sind gut beraten, wenn wir Ökonomie und Ökologie auch beim Fischen in eine vernünftige Balance bringen. Auf Dauer nutzt es den Fischern nichts, wenn sie keine Quoten haben, aber keine Fische." Er sei dafür, "am Prinzip der Quote" festzuhalten.

Frankreichs Landwirtschaftsminister Michel Barnier rückte von den Äußerungen Sarkozys ab. "Es war doch nie die Rede davon, die Quoten völlig abzuschaffen", sagte er am Montag in Brüssel. "Ich habe schon im Dezember gesagt, dass wir die Quoten moderner verwalten sollten", sagte er. Für bestimmte Fische wie Kabeljau, Hering und Seezunge müsse es zweifellos auch künftig Quoten geben. Allerdings könne sich Frankreich vorstellen, bestimmte Quoten nicht nur für ein Jahr, sondern für einen längeren Zeitraum festzulegen. Frankreich übernimmt am 1. Juli für sechs Monate den Vorsitz des EU-Ministerrates.

"Teil französischer Identität"

Sarkozy hatte am Samstag in Boulogne-sur-Mer vor Fischern versprochen, das Amt des Ratsvorsitzes zum Kampf für die Abschaffung der Quoten zu nutzen. "Das Wichtigste ist die Quotensache: Wir müssen da raus, und wir haben eine Gelegenheit rauszukommen, denn Frankreich wird vom 1. Juli bis zum 31. Dezember den Vorsitz in der Europäischen Union führen." Er werde noch im Jänner einen "sehr intensiven Dialog" mit der EU-Kommission darüber führen. "Die Fischerei ist Teil der nationalen französischen Identität", sagte Sarkozy. Französische Fischer haben wiederholt die Erkenntnisse der Wissenschaftler über den Rückgang der Bestände angezweifelt und Häfen blockiert, um höhere Fänge durchzusetzen. (APA/dpa)