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Die SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen machten einen Tag nach der Zeugnisvergabe ihren Standpunkt zu den Kopfnoten klar.

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Deutsche SchülerInnen wollen ihren Charakter nicht mit Kopfnoten bewerten lassen. Die Kopfnoten – damit wird das Arbeits- und Sozialverhalten benotet – wurden in den meisten deutschen Bundesländern bereits abgeschafft. In Nordrhein-Westfalen wurden sie allerdings erst im aktuellen Schuljahr eingeführt. Weil das weder die Jugendlichen, noch LehrerInnen und Eltern begrüßen, gingen sie einen Tag nach der Vergabe der Halbjahreszeugnisse auf die Straße. Auch in Österreich stellen SchülerInnenvertreterinnen die Sinnhaftigkeit der Verhaltensnote in Frage.

SchülerInnen verstellen sich

"Kopfnoten sind für’n Arsch" stand auf der Stirn einiger DemonstrantInnen am Samstag in Düsseldorf. Nach Angaben der Organisatoren folgten rund 3.000 Menschen, darunter SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern dem Aufruf der LandesschülerInnenvertretung. Die Aufregung über die Kopfnoten begründen sie unter anderem damit, weil sie darin ein Druckmittel der LehrerInnen sehen. Dadurch seien die SchülerInnen gezwungen, sich zu verstellen. Letztendlich gebe die Kopfnote gar keine Auskunft über menschliche Eigenschaften. Bewertet werden bei den Verhaltensnoten in Nordrhein-Westfalen übrigens Leistungsbereitschaft, Zuverlässigkeit, Selbstständigkeit, Verantwortungsbereitschaft, Konfliktverhalten und Kooperationsfähigkeit.

Trotz der Aufregung unter den LehrerInnen und SchülerInnen hält die Schulministerin Barbara Sommer (CDU) laut Medienberichten an den Kopfnoten fest. Eine Abschaffung sei nicht angedacht, Nachbesserungen seien jedoch nicht ausgeschlossen.

"Mittelalterliche" Betragensnoten in Österreich

Die Aufregung über die Kopfnoten versteht die österreichische SchülerInnenvertreterin Sophie Lojka. "Das ist doch mittelalterlich", meint die Bundesvorsitzende der Aktion Kritischer SchülerInnen im Gespräch mit derStandard.at. Sie hält auch die Betragensnoten in Österreich für "unnötig, weil es nur darum geht, ob SchülerInnen schlechte oder gute Personen sind." Deshalb solle die Verhaltensnote abgeschafft werden. Als Alternative sollte den Jugendlichen schulpsychologische Betreuung angeboten werden, "anstatt ihr Verhalten mit einem Fünfer zu bestrafen."

Skeptisch sieht die Betragensnote auch die Vorsitzende der Schülerunion, Martina Kaufmann. Die Note sei zwar einerseits "ein wichtiges Mittel, um für Ordnung zu sorgen. Denn jeder hat seine Pflichten zu erfüllen." Andererseits sei immer die Gefahr da, "dass Lehrer ihren Ärger auf die Schüler in Noten austragen." Um das zu vermeiden, schlägt sie vor, die Betragensnote nach standardisierten Kriterien zu vergeben. (lis/derStandard.at, 21. Jänner 2008)