US-Investmentbanker George Soros

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STANDARD: US-Präsident George W. Bush hat ein Paket zur Belebung der Konjunktur angekündigt, das 150 Milliarden US-Dollar umfassen soll. Was erwarten Sie sich davon?

Soros: Nicht sehr viel.

STANDARD: Sind wir schon bald mit einer ernsthaften Finanzkrise konfrontiert?

Soros: Ja. Die Lage ist viel ernster als irgendeine Finanzkrise seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Ich werde in einem Artikel versuchen, die Lage zu analysieren, es ist alles sehr komplex. Auch das ist eine konzentrierte Erklärung, aber besser als nichts. Die Sachlage ist sehr kompliziert. Es gibt grundlegende Missverständnisse, die die Politik in den vergangenen Jahren geleitet haben und die sich aus dem ableiten, was ich Marktfundamentalismus nenne. Das ist der Glaube, dass Finanzmärkte dazu tendieren, als Ausgleich zu agieren. Ich glaube, das ist eine falsche Idee. Wir haben jetzt wirklich eine ernsthafte Finanzkrise.

STANDARD: Glauben Sie, dass eine Rezession in den USA droht?

Soros: Ja. Das droht in den USA.

STANDARD: Und in Europa?

Soros: Natürlich gibt es die Bedrohung. Überraschend ist, dass so etwas so wenig verstanden wird.

STANDARD: Glauben Sie, dass die wirtschaftlichen Aussichten für Europa besser sind?

Soros: Österreich profitiert von den Entwicklungen in Osteuropa, auch wirtschaftlich. Die verschiedenen Länder sind in verschiedenen Positionen, aber alle sind von der Finanzkrise bedroht. (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.1.2008)