Mag die Tatsache, dass die amerikanischen Drehbuchautoren streiken, von der Öffentlichkeit lange Zeit eher gleichmütig wahrgenommen worden sein, so machte zuletzt ein wahrhaft apokalyptisches Szenario selbst die Boulevardmedien nervös: Was, wenn wegen des Streiks und des sich daraus ergebenden Mangels an Scripts auch für TV-Shows keine Oscar-Gala stattfinden kann?!

Vielleicht können die Fans von langsam geöffneten Kuverts und tränenreichen Dankesreden bald aufatmen: Hollywoods Regisseure haben sich jetzt mit den Produzenten auf eine bessere Abgeltung für die Verwertung von Filmen auf DVD und im Internet geeinigt, und dies könnte Vorbildcharakter für die Verhandlungen mit der Autorengewerkschaft haben. Dann kann man sich freilich auf jene Gags zum Thema "Streik" freuen, die die Moderationen der diesjährigen Oscar-Show dominieren dürften. Heiter wird dann wohl endlich über eine Veränderung erzählt, die man bei den altmodischen Oscars bis dato hartnäckig leugnete: Das Kino ist seinen traditionellen Vertriebsbedingungen längst entwachsen.

Es ist kein Geheimnis mehr, dass viele Filme vor allem in der "Zweitverwertung" Profit machen. Das wird sich in Zeiten audiovisueller Datenbanken im Gefolge von iTunes und Co kaum ändern. Dass die Studios in den Gagen dieser Entwicklung nur zögerlich Rechnung tragen, ist wenig verwunderlich. Irgendwann müssen die neuen Bedingungen für Urheberrechte aber wohl zur Kenntnis genommen werden. Der neue Vertrag mit den Regisseuren gilt für drei Jahre. Gut möglich, dass dann aufgrund rasender Veränderungen wieder komplizierte Verhandlungen ins Haus stehen. (Claus Philipp, DER STANDARD/Printausgabe, 19./20.01.2008)