Graz - Vor dem Hintergrund des Tauziehens um die Novellierung des Ökostrom-Gesetzes, bei dem sich die Papierindustrie übergangen fühlt, wird die Schließung des Zellstoffwerks Pöls bei Judenburg in den Raum gestellt. Der Wettbewerbsnachteil sei zu groß, berichtet das "WirtschaftsBlatt" (Freitag-Ausgabe) unter Berufung auf das Unternehmen über Stilllegungspläne. 400 Arbeitsplätze wären betroffen.

Nachdem bereits im vergangenen Jahr Investitionsvorhaben von mehr als 80 Mio. Euro auf Eis gelegt wurden, drohe dem zur Heinzel-Group gehörenden Standort Pöls die Schließung. "Das Einstellen der Investitionen bedeutet den sicheren Tod für das Pölser Werk", wird der Geschäftsführer der Zellstoff Pöls AG, Kurt Maier, in dem Blatt zitiert. Weil nur in Österreich die Stromerzeugung aus der Laugenverbrennung nicht gefördert werde und gleichzeitig die Rohstoffbeschaffungskosten für Holz um 50 Prozent gestiegen seien, ergebe sich ein enormer Wettbewerbsnachteil, der von Maier mit rund 25 Mio. Euro allein für 2007 angegeben wurde.

Ruf nach Kostendeckelung

Die heimische Papierindustrie erhöht damit den Druck in Richtung Änderung des Ökostromgesetzes in ihrem Sinne. Um im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben, bedürfe es einer Kostendeckelung für energieintensive Betriebe. Außerdem müssten die Förderbedingungen für die Ökostromerzeugung aus flüssiger Biomasse-Lauge EU-konform gestaltet werden.

Aus dem Wirtschaftsministerium heißt es, dass zunächst eine "kleine Novellierung", die vorwiegend eine Lösung der in Not geratenen Biogasbetreibern beinhalte, Vorrang habe. Danach gehe es an eine Analyse und die Verhandlung einer "großen Novelle", die auch das Problem der Papierindustrie berücksichtigen werde. (APA)