Eltern sind um diese Entscheidung nicht zu beneiden: Sollen sie ihre Kinder nun gegen humane Papillomaviren, die Verursacher von Gebärmutterhalskrebs, impfen lassen oder nicht? Ganz abgesehen davon, dass die Entscheidung dafür kostspielig ist - derzeit kostet die HPV-Impfung 500 Euro - spricht wenig dafür. Mindestens acht Mädchen sind danach zum Teil ernsthaft erkrankt, eine 19-Jährige ist gestorben. Und die Ärztekammer? Wiegelt ab. Die Gesundheitsministerin? Befindet sich bis dato auf Tauchstation. Die Krebshilfe? Macht einen vorsichtigen Rückzieher. Das ist die eigentliche Schweinerei in dieser vertrackten Impf-Angelegenheit: Die Eltern werden mit ihren Ängsten total alleingelassen.

Das war nicht immer so: Die Markteinführung der Impfung war von einer massiven Werbekampagne begleitet, besorgte Eltern wurden eindringlich und öffentlich aufgefordert, zum Wohle und zur Gesundheit ihrer Kinder tief in die Geldbörsen zu greifen. Viele Ärzte, die Pharmaindustrie, ein paar Prominente und auch Gesundheitsbehörden propagierten die Impfung - zum Teil sogar für Buben, auf dass diese die Mädchen beim ersten Geschlechtsverkehr nicht anstecken mögen. All das geschah unter dem Motto "neues Wundermittel gegen Krebs" - was nicht nur in der Medienwelt ein sicherer Quotenbringer ist. Pharmaindustrie und Promi-Ärzte wischten Bedenken vom Tisch, dass das HPV-Serum in einem beschleunigten Verfahren zugelassen wurde - was per se schon eher unüblich ist. Dazu kommt noch, dass die Nebenwirkungen, speziell auf Kinder, viel zu wenig erforscht wurden.

Der Schaden ist nun groß und die Verantwortlichen beginnen bereits, sich abzuputzen - auf dem Rücken der Eltern, die für ihre Kinder nur das Beste wollten. (Petra Stuiber; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.1.2008)