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Nach Studentenprotesten sagte der Papst seinen geplanten Besuch an der "La Sapienza" ab. Immerhin bekam er Rosen.

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Rom - Mit langen Applaus haben Studenten der römischen Universität "La Sapienza" am Donnerstag eine Botschaft Papst Benedikts XVI. anlässlich der Eröffnung des akademischen Jahres begrüßt. Der Text wurde von einem Professor der Universität verlesen, nachdem der Papst am Donnerstag seinen geplanten Besuch wegen angekündigter Proteste linksorientierter und antiklerikaler Studenten und Professoren abgesagt hatte. "Es lebe der Papst!", riefen einige Studenten. Am Ende der Verlesung der Botschaft kam es zu einer "Standing Ovation" für den Heiligen Vater.

Grußbotschaft

In seiner Botschaft verteidigte der Pontifex die Autonomie der Universität, die von politischen wie kirchlichen Einflüssen frei bleiben müsse. Das katholische Kirchenoberhaupt unterstrich den laizistischen Charakter der La Sapienza, "die einst eine Universität des Papstes" gewesen sei. Heute sei die Hochschule "frei von politischen und kirchlichen Autoritäten". Benedikt XVI. bezeichnete es zugleich als Gefahr für die westliche Welt, dass der Mensch wegen "seiner Größe, seines Wissens und seiner Macht vor der Frage der Wahrheit kapituliere. Die Theologie, deren Botschaft sich an die Vernunft richte, dürfe nicht auf die Privatsphäre einer mehr oder weniger großen Gruppe von Menschen beschränkt bleiben, betonte der Papst.

Absage

Der Verzicht des Papstes, eingeladen vom Rektor Renato Guarini, vor die Professoren und Studenten der römischen Universität zu treten, hat für helle Empörung in allen politischen Kreisen gesorgt. "Das was geschehen ist, ist eines demokratischen Landes unwürdig. Niemand darf wegen Intoleranz schweigen", kommentierte der römische Bürgermeister Walter Veltroni, der an der Zeremonie zur Eröffnung des akademischen Jahres und anlässlich des 705-jährigen Jubiläums der Gründung der Universität teilnahm.

Der italienische Präsident Giorgio Napolitano hatte in einem Brief an den Papst seine "Verbitterung" über die Proteste gegen einen Besuch von Benedikt XVI. an der Universität Rom ausgedrückt. Demnach verurteilte das italienische Staatsoberhaupt die "Demonstrationen der Intoleranz" scharf, die zur Absage der Rede des Oberhauptes der Katholiken in der Hochschule geführt hätten. "Ich bin überzeugt, dass dieses Ereignis eine wertvolle Gelegenheit geboten hätte, um über wichtige Themen in der italienischen Gesellschaft und allen Gesellschaften nachzudenken", schrieb Napolitano.

Der römische Generalvikar, Kardinal Camillo Ruini, rief die Italiener dazu auf, am Sonntag beim Angelus-Gebet ihre Solidarität mit dem Papst zu bekunden und "totale Nähe" zu Benedikt zu zeigen. Eine Frauenvereinigung schickte dem Papst hundert rote Rosen. (APA)