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Weiterer Abgang bei Wiens Polizei: Roland Frühwirth ist nicht mehr Kripo-Chef.

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Wien - "No Comment. Vielleicht sag ich in ein paar Tagen oder Wochen etwas", ist das Einzige, was von Oberst Roland Frühwirth am Donnerstagnachmittag zu hören ist. Bis zu diesem Tag war der Hüne Leiter der Wiener Kriminaldirektion (KD) 1, der für Schwerverbrechen zuständigen Abteilung der Polizei in der Bundeshauptstadt. Dann enthob ihn Landespolizeikommandant Karl Mahrer mit dem Plazet des neuen Polizeipräsidenten Gerhard Pürstl von seinem Posten. Und machte ihn zum Mitarbeiter in der Projektgruppe "Umsetzungsmaßnahmen der Kriminalstrategie" - eine wenig glamouröse Verwendung.

 

Suspendiert sei Frühwirth freilich nicht, betonte Mahrer im Gespräch mit dem Standard. Allerdings müsse er den Untergebenen aufgrund neuer Vorwürfe von der exponierten Stelle abziehen, gleichgültig, ob diese stimmen oder nicht.

Welche Vorwürfe den unter dem früheren Polizeichef Roland Horngacher zum Oberkriminalisten aufgestiegen Frühwirth gemacht werden, wird nicht verraten. Wegen zweier Themenkomplexe war der Oberst ins Gerede geraten. Einerseits kam ein Gerichtsgutachten des mittlerweile zum Polizeipräsidenten aufgestiegenen Pürstl zum Schluss, die Ermittlungen von Frühwirth gegen Ernst Geiger hätten zumindest polizeiinterne Vorschriften verletzt. Andererseits wurde Frühwirth unterstellt, zu engen Kontakt mit der Rotlichtszene zu haben und beispielsweise bestimmte Bordelle von kriminalpolizeilichen Überprüfungen ausgeschlossen zu haben.

"Schweigen brechen"

In der Vorwoche hatte Frühwirth dann für polizeiinternes Stirnrunzeln gesorgt, als er in einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin profil ankündigte, er werde "sein Schweigen brechen" falls er nun vom neuen Polizeipräsidenten abgesetzt werde.

Was letztlich den Ausschlag für seine Absetzung gegeben hat, ist noch unklar. In Ermittlerkreisen heißt es, ein tagesaktueller Fall liege nicht vor. Auch Landespolizeikommandant Mahrer betont, "dass es sich nicht um einen neuen Skandal handelt, sondern die Aufarbeitung alter Vorgänge, zu dem neue Anschuldigungen gekommen sind".

Mit Frühwirth ist damit jedenfalls ein weiterer Vertreter des "System Horngacher" abrupt aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwunden. Neben dem ehemaligen Landespolizeikommandanten Horngacher selbst, der im vergangenen Oktober unter anderem wegen Amtsmissbrauchs nicht rechtskräftig zu 15 Monaten Haft verurteilt worden ist, haben auch die Karrieren seiner polizeiinternen Unterstützer gelitten.

Fertig ist die juristische Aufarbeitung dieser Zeit noch lange nicht. Ein weiterer Beamter der Kriminaldirektion 1 ist noch immer suspendiert, weil er ebenso zu enge Kontakte mit dem Rotlicht gehabt haben soll. Und Ernst Geiger, der frühere Chef der KD 1 will in seinem neuen Prozess im März beweisen, dass er keine Razzia an einen Freund aus der Szene verraten hat. Zumindest der am Donnerstag vorerst mit der KD 1-Leitung betraute Michael Mimra hat keinen Fleck in seiner Personalakte. (Michael Möseneder, DER STANDARD - Printausgabe, 18. Jänner 2008)