Wien - Das Grätzel rund um den Wiener Westbahnhof hat einen optischen Aufputz dringend nötig - zumindest darin sind sich sämtliche Rathaus-Parteien einig. Darüber, wie das Bahnhofsareal an der Grenze zwischen innerer und äußerer Mariahilfer Straße künftig genutzt werden soll, gehen die Meinungen allerdings auseinander.

Westbahnhof wird an Bedeutung verlieren

Zwar wird der Westbahnhof in den nächsten Jahren an Bedeutung verlieren - sämtliche überregionalen Züge fahren ab 2012 am Hauptbahnhof ab -, ausgebaut wird er trotzdem: Unter der denkmalgeschützten Bahnhofshalle soll ein Einkaufszentrum mit 100 Shops entstehen. Ein Umstand, der das Blut des Wirtschaftssprechers der Wiener ÖVP in Wallung bringt:

Fritz Aichinger, gleichzeitig Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer, befürchtet, dass das Einkaufszentrum den angrenzenden Bezirken schaden und die umliegenden Nahversorger verdrängen könnte. Er fordert deshalb die Stadtregierung auf, intensiver darüber nachzudenken, wie der Neubau sinnvoll genutzt werden könnte. "Man müsste sich überlegen, ob man sich dort auf eine bestimmte Warengruppe spezialisiert, zum Beispiel elektronische Geräte." Betrieben wird das Einkaufszentrum im Auftrag der ÖBB vom deutschen Shoppingmall-Entwickler ECE.

Verbindung zwischen innerer und äußerer Mariahilfer Straße

Die Wiener Grünen wünschen sich auf dem Areal vor allem einen "verbindenden Knotenpunkt zwischen innerer und äußerer Mariahilfer Straße". Christoph Gollner und Peter Görgl vom Institut für Stadt- und Regionalforschung an der Akademie der Wissenschaften trauen der neuen Mall diesen Brückenschlag durchaus zu. Die beiden starten demnächst ein Forschungsprojekt, das sich mit dem Entwicklungspotenzial der äußeren Mariahilfer Straße beschäftigt. "Wir bewerten das Projekt neuer Westbahnhof prinzipiell als sehr positiv", sagt Gollner, "es wird den 15. Bezirk aufwerten."

Jenseits des Gürtels sei man dann nicht länger auf die wenig attraktiven Geschäfte angewiesen. "Und man kann von Shoppingmalls halten, was man will, Tatsache ist, dass sie in einem Stadtteil, in dem es wenig Einkaufs- und Unterhaltungsmöglichkeiten gibt, zu einem wichtigen Treffpunkt werden." (stem/ DER STANDARD Printausgabe 17.1.2008)