Das Mondscheinstüberl in Wien-Neubau wird nun von der "St. Josef"-Mannschaft als veganes Wiener Beisl betrieben.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Ein Konzept, das erheblichen Mut erfordert, auch von den Gästen.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Der wird freilich mit gutem Gewissen und engagierter Küchenleistung belohnt.

Foto: Gerhard Wasserbauer
Foto: Gerhard Wasserbauer
Von außen deutet nichts auf die außerordentliche Küche hin, die seit Wochenbeginn in dem legendären Grindbeisl an der Ecke Mondschein- und Zollergasse geboten wird. "Mondscheinstüberl - Wiener und internationale Küche" steht auf dem Schild, die großen Fenster geben den Blick auf ein frisch ausgemaltes, ansonsten aber penibel unrenoviertes Wirtshaus frei, in dem man an Resopaltischen sitzt und außer nackiger Neonbeleuchtung und einer alten Schank kaum Dekor erwarten darf. Eine klassische Bühne für Leberkäs gebacken, Zigeunerspieß garniert oder Schnitzel Pariser Art, möchte man meinen.

Das war einmal. Denn nun ist dies das erste Restaurant der Stadt, in dem ausschließlich vegan (und natürlich bio) gekocht wird. Für Nichteingeweihte: Veganer lehnen Lebensmittel ab, die nicht auf rein pflanzlicher Basis entstanden sind: Milchprodukte wie Butter, Käse oder Vanillesauce ebenso wie Eier, aber auch Honig - Fleisch, Fisch oder Meeresfrüchte sowieso. Das entspricht zwar keiner der historisch gewachsenen vegetarischen Küchen der Welt, ist aber die ethisch wohl stringenteste Form der Ernährung - noch anständiger wäre nur, sich gleich heimzudrehen: Veganer wollen Tierleid verhindern, zumindest ebenso wichtig ist ihnen aber, die Erde an sich zu schonen, die gerade durch intensive Tierzucht auf kaum zu überschätzende Art gefordert wird. Für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch sollen im Durchschnitt 100.000 Liter Wasser draufgehen, von den den Treibhauseffekt fördernden Verdauungsgasen einmal abgesehen. So weit, so hehr. Wie und warum das ausgerechnet mit Wiener Küche zusammengehen soll, die ja mit kaum zu überbietendem Fleisch-, Ei- und Oberseinsatz arbeitet, scheint freilich rätselhaft.

Unterhaltsame Küche

"Es war Zeit für ein Hardcore-Projekt" sagt Alexander Herwei dazu, der mit St.-Josef-Betreiber Otmar Holzinger für das ebenso abenteuerliche wie erfrischende Konzept verantwortlich zeichnet. "Als uns das Beisl angeboten wurde, war uns klar, dass das Dekor so bleiben muss", erklärt Herwei. "Jetzt schauen wir einmal, wie eine vegane Küche aussehen kann, die da hineinpasst".

Durchaus unterhaltsam. Der Liptauer ohne Brimsen, Butter oder gar Sardellen schmeckt dennoch wirklich gut und würzig, die klare Gemüsesuppe nimmt es in Intensität und Kraft jederzeit mit einer Rindsuppe auf, nur die Kräuterfrittaten werden ohne Ei mehr matschig als mollig. Salat mit Ofenkürbis und allerhand Kräutern schmeckt so gut, wie er aussieht; an den Krautbuchteln mit Krensauce muss aber noch gearbeitet werden - mehr und weniger zerkochte Fülle wäre ein guter Anfang. Beim "Wiener Schnitzel vom Weizen" merkt man, dass der Koch ein echtes Wiener schon seit sehr langer Zeit nicht mehr gekostet hat. Der rechteckige Gluten-Lappen ist zumindest knusprig frittiert, der Erdäpfelsalat ist mit rotem Zwiebel und Schnittling schulmäßig abgemischt. Köstliches Bio-Bier aus dem Holzfass! Siehe auch Von Gummibär bis Camembert (Severin Corti/Der Standard/rondo/11/01/2008)