Innsbruck – Österreichs Fußballteam hat noch eine Kraftanstrengung vor sich, will es die erste Runde bei der EURO 08 überleben. Österreichs Hotellerie hingegen sieht sich bereits als Sieger, auch und gerade in den vier Austragungsstädten der Fußball-Europameisterschaft, Wien, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt.

Mit bis zu einer Million zusätzlichen Nächtigungen aufgrund des sportlichen Großereignisses rechnet Wirtschaftsminister Martin Bartenstein im heurigen Jahr, langfristig mit noch viel mehr. Und die Hoteliers erwarten höhere Einnahmen, da die Zimmerpreise "selbstverständlich das Spannungsverhältnis Angebot und Nachfrage widerspiegeln werden", wie der Präsident des Österreichischen Hotelierverbandes (ÖHV), Sepp Schellhorn, im STANDARD-Gespräch am Rande des am Mittwoch zu Ende gegangenen ÖHV-Kongresses in Innsbruck sagte.

Schellhorn aber beruhigt: "Es wird nicht so sein wie bei der Fußball-WM in Deutschland, wo die Zimmerpreise in den Austragungsorten zum Teil um 50 Prozent angehoben wurden. Die Preiserhöhungen bei uns werden sich bei einer Obergrenze von zehn Prozent einschleifen."

Anders als in Deutschland gebe es in Österreich auch im Umland der Fußball-Austragungsstätten genügend Bettenkapazitäten, was sich dämpfend auf das Preisniveau auswirke. Das treffe insbesondere auf Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt zu. Im Umkreis von einer Autostunde vom Stadion in Salzburg sei das Sechsfache der Bettenanzahl der Stadt Salzburg (13.517 Betten in Hotels und Pensionen) verfügbar, insgesamt gut 100.000 (siehe Grafik). Im Umland von Innsbruck gebe es 16-mal mehr Betten als in der Stadt, im Umfeld von Klagenfurt gar 30-mal mehr.

Selbst in Wien, wo mit 53.000 Sitzplätzen im Happel-Stadion die meisten Fußballfans erwartet werden, gebe es zu den gut 50.000 Betten im Umland nochmals mehr als 11.000 Schlafmöglichkeiten in Hotels und sonstigen Beherbergungsbetrieben.

Schellhorn: "In Österreich sind im Umkreis von einer Autostunde genügend Zimmer verfügbar, und es wird auch möglich sein, solche zu herkömmlichen Saisonpreisen zu bekommen." Bei der WM in Deutschland hingegen hätten sich Fußballfans direkt in den Austragungsstädten Zimmer suchen müssen, weil es im Umland so gut wie nichts gab.

Während sich im Austragungsmonat der EURO, im Juni, wohl kaum Urlauber ohne Fußball-Interesse nach Wien, Salzburg, Innsbruck oder Klagenfurt verirren werden, rechnet Schellhorn mit Vor- und Nachzieheffekten. "Diejenigen, die nicht an Fußball interessiert sind, werden im Mai oder nach der EURO kommen."

Im europäischen Vergleich seien die Preise in Österreichs Stadthotellerie im unteren Drittel angesiedelt. Während in Wien für ein Zimmer in der Viersterne-Kategorie mit Preisen zwischen 125 und 250 Euro (ohne EURO-Effekt) zu kalkulieren sei, spiele sich in Städten wie Paris oder Rom unter 300 Euro nichts ab. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.01.2008)