Prag - Im tschechischen Pilsen (Plzen) ist ein für
Samstag angemeldeter Aufmarsch von Neonazis kurzfristig verboten
worden. Als Grund nannte Bürgermeister Pavel Rödl am Donnerstag
"Bedenken für Sicherheit, Gesundheit und Eigentum der Einwohner". Die
tschechische und die deutsche Polizei befürchtete die Teilnahme
gewaltbereiter Neonazis aus beiden Ländern an der ursprünglich
genehmigten Kundgebung.
"Ich will nicht Bürgermeister einer Stadt sein, in der Extreme
öffentlich 'Sieg Heil' brüllen können", sagte Rödl. Er berief sich
darauf, dass deutlich mehr als die angemeldeten 150 Demonstranten zu
erwarten seien und kündigte massive Polizeipräsenz an.
Zusammenstöße befürchtet
Tschechische Neonazis wollten am 19. Jänner im westböhmischen
Pilsen "für die Meinungsfreiheit" auf die Straße gehen. Vor
66 Jahren begann allerdings an diesem Tag auch der Transport
einheimischer Juden in das Konzentrationslager Theresienstadt. Die
Route des Marschs sollte an der Großen Synagoge vorbeiführen. Die
Polizei befürchtete Zusammenstöße zwischen den Rechtsextremen und
Gegendemonstranten.
Beobachter halten es für möglich, dass der im Internet
angekündigte Neonazi-Marsch trotzdem stattfinden könnte. In
Prag hatten sich am 10. November 2007, dem Jahrestag der Pogromnacht
von 1938, ungeachtet eines Verbots Hunderte Neonazis versammelt. Am
Rande kam zu Straßenschlachten mit linken Gegendemonstranten.
Augenzeugen berichteten von Dutzenden deutschsprachigen Beteiligten. (APA/dpa)