Bild nicht mehr verfügbar.

Mit Romneys Sieg bleibt das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner weiter völlig offen.

Foto: REUTERS

Bild nicht mehr verfügbar.

Mitt Romney bejubelt seinen Sieg mit seinem Enkelsohn Parker.

Foto: AP/Carlos Osorio

Bild nicht mehr verfügbar.

McCain zeigte sich enttäuscht über den Wahlausgang: "In New Hampshire dachte ich für einen Moment, dass die Kampagne etwas einfacher wird, aber wir weichen dem Kampf nicht aus."

Foto: EPA/Michal Czerwonka

Mitt Romney, zuvor vom Pragmatiker zum Erzkonservativen mutiert, hat seine Rolle als „Mister Fix-it“ wiedergefunden. Bei den Vorwahlen im US-Bundesstaat Michigan siegte er bei den Republikanern überraschend klar mit 39 Prozent und ist damit wieder im Rennen.

***

Den wahren Mitt Romney, den glauben die Bürger von Massachusetts zu kennen. In dem liberalen Ostküstenstaat brachte der Gouverneur Romney etwas zustande, was bis heute als beneidenswertes Pilotprojekt gilt. Er setzte die Krankenversicherung für alle durch, wobei er quer über Parteigrenzen kooperierte, vor allem mit Edward Kennedy, dem Urgestein der Demokraten, seinem Rivalen vor Ort.

Es war die beste Leistung eines Politikers, der die politische Farbenlehre in der Schublade ließ und pragmatisch Probleme löste. Diesen Romney haben die verunsicherten Republikaner in Michigan jetzt mit einem überraschend deutlichen Wahlsieg belohnt. Verunsichert sind sie, weil die Zukunft alles andere als rosig aussieht. Das stolze Detroit, einst die Automobilmetropole der Welt, verkommt zum Krisenfall. Und wenn die Prognosen stimmen, dann ist der Staat Michigan mit seinen eklatanten Jobverlusten nur eine Art Vorbote, dann schlittert ganz Amerika demnächst in die Rezession. Dann hätte Romney eine Rolle gefunden, die ihm auf den Leib geschneidert ist.

Neuerdings gibt er sich wieder als „Mister Fix-it“. Als einer, der reparieren kann, was nicht funktioniert. Zumindest ist es eine Rolle, in der sich der 60-Jährige nicht mehr zu verbiegen braucht. Der Romney, den die Wähler vorher erlebten, war ein Wendehals, der all das verdammte, was er früher tolerierte.

Plötzlich war er gegen das Recht auf Abtreibung, das er im Gouverneursamt zu Boston noch verteidigt hatte. Plötzlich verdammte er homosexuelle Partnerschaften. Das alles tat er nur, um sich dem harten Kern der Republikaner als Kandidat zu empfehlen. Sein neues Credo, Romney hatte es vor elf Monaten formuliert, als er sich den Hardlinern als der wahre Erbe George W. Bushs empfahl: „Dies ist nicht die Zeit, um konservative Prinzipien aufzuweichen“.

Durchschaubares Manöver

In Iowa und New Hampshire, zum Auftakt des Vorwahl-Marathons, interpretierten es die Menschen als durchschaubares Manöver eines Wendehalses, sich für etwas zu verkaufen, was er nicht ist. Romney, als Favorit ins Rennen gegangen, wurde in beiden Fällen nur Zweiter. Warum er sich so anbiedern musste? Während Kritiker von schamlosem Opportunismus sprechen, erklären es wohl gesonnene Biografen mit dem Dilemma seiner Herkunft.

Romney ist Mormone, gehört damit einer Konfession an, die etliche Evangelikale, weiterhin eine starke Kraft im republikanischen Gefüge, nicht als christlich akzeptieren. In jungen Jahren missionierte er zweieinhalb Jahre in Frankreich, um Menschen zum Mormonentum zu bekehren. Mit bescheidenem Erfolg, wie er selbst eingestand. Erfolgreicher war er in Harvard, wo er mit Bravour Recht und Business studierte. Den Ruf des „Mister Fix-it“ hat er, seitdem er als Organisationschef die Olympischen Winterspiele von Salt Lake City vor dem Ruin rettete.

Ob Wirtschaftskompetenz und Organisationstalent des Multimillionärs ausreichen, um dauerhaft die Führung im konservativen Bewerberfeld zu übernehmen, wagen Kenner dennoch zu bezweifeln. Zum Lackmustest wird nun South Carolina, wo am Sonnabend die nächste Abstimmung ansteht. Dann wird es auch wieder ernst für die Demokraten. Die Abstimmung in Michigan hatte für sie keine Bedeutung: Die Partei hatte dem Staat die Delegiertenstimmen entzogen, weil er die Regeln für die Terminansetzung nicht eingehalten hatte. (Frank Herrmann aus Washington/DER STANDARD, Printausgabe, 17.1.2008)