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Der ins Rutschen gekommene Hang in Gmunden aus der Vogelperspektive.

Foto: AP/RUDOLF LARESSER
Linz – "Die Lage ist so ernst wie noch nie. Bis zu den ersten Häusern sind es nur mehr rund 20 Meter." Die Hoffnung will Gmundens Bürgermeister Heinz Köppl (VP) dennoch nicht begraben. "Aufgeben tut man einen Brief", versucht das Stadtoberhaupt im Standard-Gespräch trotz der dramatischen Lage optimistisch zu blieben. Vor rund eineinhalb Monaten hat der so genannte "Gschliefgraben" an der Nordseite des Traunsteins seine Talfahrt begonnen, 500.000 Kubikmeter Geröllmasse drängen seitdem nach unten und bedrohen 20 evakuierte Wohnhäuser am Ostufer. "Bisher sind sie 850 Meter ins Tal gerutscht. Pro Tag bewegt sich der Hang zwei Meter", schildert Köppl die Lage. Zugespitzt habe sich die Situation jetzt durch die wärmeren Temperaturen. "Dadurch dringt mehr Wasser ins Erdreich ein. Und das Wasser ist quasi das Schmiermittel", erläutert der Bürgermeister. Über insgesamt 40 Brunnenbohrungen leite man derzeit täglich mehrere Kubikmeter Wasser aus dem Erdreich ab. Zusätzlich wurden am Montag weitere Entlastungsrinnen gegraben und mit grobem Kalkmaterial gefüllt, um das Wasser wegzubringen. "Energie im Hang" Die Wasserentnahme scheint aber Mutter Natur weitgehend unberührt zu lassen. "Es ist nach wie vor sehr viel Energie im Hang und es geht mehr und mehr in die Breite", so Köppl. Prognosen will der Bürgermeister dennoch keine abgeben: "Vielleicht haben wir Glück und der Hang kommt doch noch zum Stillstand. Oder er zieht an den Häusern vorbei." Wie wenig man den Hangbewegungen tatsächlich entgegenzusetzen hat, machen die Aussagen von Gmundens Stadt-Sprecher Karl-Heinz Kochem klar: "Experten schätzen, dass man nur mit maximal 20 Prozent in die Bewegungen des Hanges eingreifen kann." An der Stirn der Hangrutschung habe man zuletzt verschärfte Bewegungsraten gemessen. "Statt der üblichen 40 Zentimeter seien es am Freitag knapp 80 gewesen", berichtet Kochem. Insgesamt mussten am Ostufer mehr als 50 Gebäude – darunter zwei Gasthäuser und ein kleiner Bootsbaubetrieb - vorübergehend evakuiert werden. 30 Objekte konnten aber Mitte Dezember wieder freigegeben werden. Die Bewohner von 20 Häusern müssen weiter um ihre Bleibe bangen. (Markus Rohrhofer/ DER STANDARD, Printausgabe, 15. Jänner 2008)