"Managementpraxis besteht aus einer Menge Handwerk, einer Prise Kunst und ein bisschen Wissenschaft", verrät Christoph Mandl, Professor am Institut für Betriebswirtschaftlehre der Universität Wien, sein Rezept zur perfekten Unternehmensführung. Allerdings trage die Führungskräfteentwicklung dem kaum Rechnung.

In den meisten Ausbildungen werde Unternehmensführung verwissenschaftlicht, zu großer Wert werde auf Buchhaltung, Bilanzzahlen und Marketing gelegt. "Aber zu führen ist keine betriebswirtschaftliche Aufgabe. Vielmehr ist es wichtig, das Geschäft zu kennen. Man muss wissen, was die Kunden erwarten und das spezifische technologische Wissen haben", so der geschäftsführende Gesellschafter der Unternehmensberatung Mandl, Lüthi und Partner.

Skepsis noch groß

Dies sei bei vielen Führungskräften aufgrund der Schwächen in der Ausbildung nicht mehr der Fall: "Der Glaube, dass jeder Manager in jedem Betrieb eingesetzt werden kann, herrscht leider vor. Aber mit der Macht von Fakten und Logik ist es nicht getan", so Mandl, der die heutige Führungskräftepraxis bis zu einem gewissen Grad am Ende sieht. Erreicht werden könne dies, wenn die betriebliche Ausbildung mit der Theorie gleichberechtigt sei, etwa indem im Rahmen eines Führungskräftetrainings Projekte im eigenen Unternehmen durchgeführt werden müssen.

Vor allem Innovationsprojekte, bei denen Rückgrat und Kreativität gefordert seien, hätten sich bewährt. Zum einen werde dabei Führungskompetenz erworben, zum anderen sei durch das Lernsetting auch die Reflexion gewährleistet, ist Mandl, der mit Diskussionen im Rahmen des "Café Metalogikon" Führungskräfte für dieses Thema sensibilisieren will, überzeugt. Noch ist vor allem in der obersten Führungsebene die Skepsis gegenüber diesem Trend in der Führungskräfteentwicklung groß. Etwa 60 Prozent aller Unternehmen, die Interesse bekunden, nehmen dann doch nicht an dieser Trainingsvariante teil.

"Angst vor einer Revolution von unten"

"Vor allem für Topführungskräfte mit hohem Kontrollbedürfnis ist es oft unvorstellbar, dass ein Mitglied der zweiten Ebene im Unternehmen Veränderungen initiiert. Da ist die – unbegründete – Angst vor einer Revolution von unten zu groß", erzählt Mandl, der bedauert, dass viele Mitarbeiter zwar in Kurse über strategisches oder Konfliktmanagement geschickt werden, dieses Wissen dann aber nicht anwenden dürfen: "Damit berauben sich Unternehmen einer großen Chance – nämlich jener, die Potenziale der Mitarbeiter zu nutzen". (Ursula Rischanek/DER STANDARD; Printausgabe, 12./13.1.2008)