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Foto: APA/dpa/Roland Weihrauch
Bäume wären in ihrem Überleben gefährdet, wenn diese natürlichen Fressfeinde ausbleiben würden.

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Washington - Erst vor drei Wochen ging die Nachricht um die Welt, dass es um den Bestand der Giraffen weitaus schlechter bestellt ist, als bisher angenommen. Nur mehr 110.000 Tiere leben nach jüngsten Schätzungen auf dem afrikanischen Kontinent, wobei sechs verschiedene Arten (unter anderem die Westafrikanische Giraffe, die Nigerianische Giraffe oder die Netzgiraffe) vom Aussterben bedroht sind.

Wäre der Verlust dieser einzigartigen Tiere schlimm genug, drohen noch zusätzliche und verblüffende Kollateralschäden an der westafrikanischen Fauna und Flora, wie nun Forscher aus den USA und Kenia in der neuen Ausgabe der US-Wissenschaftszeitschrift Science (Bd. 319, S. 192) berichten. Die Symbiose von Ameisen und Bäumen würde dadurch nämlich zusammenbrechen - was langfristig sowohl für die Pflanzen wie auch für die Insekten das Ende bedeuten könnte.

Akazien-Ameisen-Austausch

Das wechselseitige Austauschverhältnis von Ameisen und Akazien in der afrikanischen Savanne ist der Wissenschaft seit langem bekannt: So gibt es vier Ameisenarten, die in den riesigen Dornen der Akazien Unterschlupf finden und den Nektar der Akazien konsumieren. Umgekehrt schützen die Ameisen die von ihnen kolonisierten Bäume vor allen möglichen "Feinden" - unter anderem auch den großen Pflanzenfressern.

Forscher rund um Todd Palmer von der Universität von Florida haben vor zehn Jahren mit einem Experiment begonnen, dessen überraschende Ergebnisse nun vorliegen. Die Wissenschafter haben sechs solcher Baumgruppen mit Zäunen für Elefanten und Giraffen unzugänglich gemacht und sechs Baumgruppen in ihrem natürlichen Zustand belassen. Die Biologen vermuteten, dass die abgeschirmten Bäume sich besser entwickeln würden als die ungeschützten, da ja die natürlichen Fressfeinde keinen Zugang mehr hatten.

Doch das Gegenteil war der Fall. Die "geschützten" Bäume litten massiv - was daran lag, dass die Symbiose von Ameise und Akazie allem Anschein nach Feinde in Form der großen Pflanzenfresser braucht.

Die Forscher beobachteten nämlich, dass zunächst einmal die in den Dornen lebenden Ameisen in ihrem Bestand zurückgingen, da sie von den Bäumen nicht mehr als Schutz benötigt wurden. Stattdessen wurden andere Ameisenarten dominant.

Das wiederum hatte zur Folge, dass die eingezäunten Bäume viel anfälliger für eine holzbohrende Käferart wurden. Unter dem Strich war die Sterberate der eingezäunten Bäume doppelt so hoch wie die der Akazien in freier Wildbahn, die zudem um 65 Prozent schneller wuchsen. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11. Jänner 2008)