Bild nicht mehr verfügbar.

Embryonale Stammzellen können sich prinzipiell zu jeder beliebigen Zellform des menschlichen Körpers entwickeln und sollen eines Tages Schäden an menschlichem Gewebe und Organen beheben helfen.

Foto: APA/AP/Shinya Yamanaka
Chicago - In der Stammzellforschung überschlagen sich die Ereignisse. Nach der Entdeckung der Reprogrammierung von Hautzellen zu Stammzellen, die dem japanischen Forscher Shinya Yamanaka gelang (ein Interview mit ihm lesen Sie demnächst im Standard), steht die Forschung vor einem weiteren Durchbruch: US-Forschern ist nämlich die Gewinnung embryonaler Stammzellen (ES) ohne Schädigung von Embryonen gelungen.

Ähnlich wie bei Tests für Fehlbildungen bei künstlicher Befruchtung entnahmen sie einem Embryo eine einzelne ES und hielten diese mittels eines Proteins namens Laminin in ihrem pluripotenten Zustand, wie die Zeitschrift Cell Stem Cell berichtet.

Der Embryo wurde dabei nach Angaben der Forscher nicht beschädigt und entwickelte sich normal weiter.

Embryonale Stammzellen können sich prinzipiell zu jeder beliebigen Zellform des menschlichen Körpers entwickeln und sollen eines Tages Schäden an menschlichem Gewebe und Organen beheben helfen.

Diese Form der Stammzellforschung ist jedoch - im Gegensatz zur Forschung an adulten Stammzellen - wegen des damit einhergehenden Verbrauchens von Embryonen in Staaten mit christlichem Religionshintergrund ethisch hochumstritten. Nun könnte auch die Forschung an ES "entschärft" werden.

Robert Lanza, Vizepräsident für Forschung und Entwicklung der US-Firma Advanced Cell Technology, der die neue Methode mitentwickelte, meinte jedenfalls: "Innerhalb der kommenden Monate könnten wir so viele dieser Zellen herstellen, wie wir wollen."

Skepsis bei Forscherkollegen

Am Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster zeigt man sich ob der vollmundigen Bekanntmachung skeptisch: "Man kann nicht garantieren, dass die Prozedur den Embryo nicht schädigt", betonte Hans Schöler. Zudem sei das vorgestellte Verfahren in Deutschland verboten. Schölers Kölner Kollege Jürgen Hescheler von der Deutschen Gesellschaft für Stammzellforschung hingegen bewertete die Methode als "sehr gute Quelle für menschliche embryonale Stammzellen".

Aber: "Sie haben nicht gezeigt, dass sich ein Kind daraus entwickeln kann." (APA, AFP, tasch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11. Jänner 2008)