„Die Ägypter lieben Bush nicht. Zum Glück kommt er nur nach Sharm el-Sheikh, dann bleibt uns wenigstens ein totaler Verkehrskollaps in Kairo erspart“, beschreibt der ägyptische Kleinunternehmer Abu Joussef, was viele seiner Landsleute denken. 2000 CIA-Mitarbeiter sollen laut lokalen Zeitungsberichten am Roten Meer für Bushs Sicherheit sorgen.

Das Nilland ist am kommenden Mittwoch die letzte Station im arabischen Teil von Bushs Nahostreise. Diese führt ihn in fünf Staaten, mit denen die USA durch enge Bande verbunden sind. In den meisten sind auch amerikanische Truppen stationiert. Kuwait, Bahrain, die Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Ägypten sind seine Stationen. Gerätselt wird noch, ob Bush allenfalls noch überraschende Abstecher in den Irak oder den Libanon plant. Ganz sicher wird er einen Bogen um Teheran und Damaskus machen, obwohl der Schatten dieser beiden Länder auf seiner ganzen Reise liegen wird.

Seine einzige Rede auf der Tour will er am Sonntag in Abu Dhabi in den Emiraten halten. Sie soll sich mit dem politischen Wandel in der Region befassen. Bush will aufzeigen, dass regionale Sicherheit auch für die demokratische Öffnung und die wirtschaftliche Entwicklung wichtig ist. In Kuwait debattiert er mit Frauen, die bis 2005 von der Politik ausgeschlossen waren.

Themen wie Demokratisierung und der hohe Ölpreis stehen aber nicht im Zentrum von Bushs Interesse. Hauptzweck dieses Teils der Reise ist es, Unterstützung für seine Bemühungen zu gewinnen, den Iran zu isolieren, dessen Einfluss in allen Brennpunkten der Region zunimmt. Der Ton wurde mit dem Zwischenfall in der Straße von Hormus vorgegeben, wo sich US-Kriegsschiffe und iranische Schnellboote gefährlich nahegekommen sind. Der saudische Außenminister appellierte an beide Seiten gleichermaßen, sich zurückzuhalten und nicht zu provozieren.

Die Golfstaaten sehen den wachsenden Einfluss des Iran zwar ebenfalls nicht gern, sie wollen aber auf keinen Fall eine bewaffnete Konfrontation, die auf die ganze Region übergreifen könnte und sind im Gegenteil bemüht, den Kontakt mit Teheran zu intensivieren und gemeinsam nach Lösungen für die regionalen Konflikte zu suchen. US-Absichten, einen Sicherheitsplan gegen den Iran zu entwickeln, werden sich die Golfstaaten widersetzen. Sie betreiben in letzter Zeit eine aktivere Regionalpolitik, die in erster Linie an ihren eigenen Interessen ausgerichtet ist, die sich nicht immer mit jenen der USA decken. Trotz US-Warnungen unterhalten etwa mehrere arabische Staaten Kontakte zur Hamas.

„2500 Tage zu spät“

Die lokalen Medien, auch die von den Regierungen kontrollierten, haben keine großen Erwartungen geweckt, sondern sich mit dem Besuch eher kritisch auseinandergesetzt. „Er kommt 2500 Tage zu spät“, hieß es in einem saudischen Blatt. Solange die USA Israel wie ein verwöhntes Kind behandeln würden, werde es keine Fortschritte geben, stand in einer jordanischen Zeitung zu lesen.

Scharf gegen den Bush-Besuch haben sich die libanesische Hisbollah und die irakischen Sadristen ausgesprochen. Hisbollah-Generalsekretär Nasrallah nannte es eine Schande für die arabischen und muslimischen Staaten, dass Bush besetzte Gebiete besuche. Muktada al-Sadr erklärte, Bush wolle seine Kontrolle auch andern Ländern aufzwingen, sein Besuch würde nur Korruption und Kriege anheizen. Al-Kaida hat mit Anschlägen gedroht.

Ob die Regierungen Demonstrationen aus Anlass der Bush-Visite zulassen werden, wird sich zeigen. In Kairo haben die Verbände der Journalisten und der Anwälte Protestaktionen angekündigt. Stören werden sie den US-Präsidenten allerdings nicht, der wird gut abgeschirmt 1000 Kilometer entfernt sein. (Astrid Frefel aus Kairo/DER STANDARD, Printausgabe, 11.1.2008)