Washington - Jeder fünfte in Afrika geborene Arzt arbeitet einer US-Studie zufolge inzwischen im Ausland. Zusammen mit professionellen Krankenschwestern beläuft sich die Zahl der ausgewanderten afrikanischen Mediziner auf schätzungsweise 135.000, wie die Wissenschaftler vom Center for Global Development in Washington feststellten. Hauptgrund sei, dass die Ärzte und Pflegekräfte sich im Ausland bessere Arbeitsbedingungen erhofften.

Mehrere Länder wie Mosambik oder Angola verfügen über mehr Ärzte in einem einzelnen fremden Land als in ihrem eigenen. Auf jeden Arzt, der in Liberia arbeitet, entfallen zwei, die im Ausland beschäftigt sind. Details der Studie wurden im Fachmagazin "Human Resources for Health" veröffentlicht.

Vom "Braindrain" profitierende Länder

Die aktuelle Studie ist eine der ersten, die jene Ärzte und Krankenschwestern berücksichtigt, die in Afrika geboren sind, und nicht nur jene, die dort ausgebildet wurden. Konzentriert man sich nur auf den Ausbildungsort, argumentieren die Wissenschaftler, dann werden die Auswirkungen der Berufswünsche auf das Gesundheitssystem eines Landes nicht ausreichend berücksichtigt.

Die Abwanderung der Ärzte ging oft Hand in Hand mit Bürgerkriegen, politischer Instabilität und wirtschaftlicher Stagnation. Angola, die Republik Kongo, Guinea-Bissau, Liberia, Mosambik, Ruanda und Sierra Leone erlebten in den neunziger Jahre alle Bürgerkriege. Bis zum Jahr 2000 hatten alle diese Länder 40 Prozent ihrer Ärzte verloren. Kenia und Simbabwe mussten mehr als die Hälfte der Mediziner ziehen lassen. Gleichzeitig konnten stabilere Länder wie Botswana den Großteil der Ärzte halten. Das gilt aber auch für sehr arme Länder wie Niger. Die Forscher vermuten, dass in diesen finanzschwachen Ländern nur wenige über das notwendige Geld oder die Verbindungen verfügen, um das Land zu verlassen.

Kodex

Großbritannien gehört laut BBC zu den wenigen Ländern, die einen Kodex eingeführt haben, der verhindern soll, dass aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara aktiv rekrutiert wird. Trotzdem zeigen die Zahlen des britischen Home Office, dass im vergangenen Jahr 17.620 afrikanische Ärzte und Krankenpfleger dem National Health Service beigetreten sind. Das Gesundheitsministerium gibt zu bedenken, dass es wenige Möglichkeiten gibt, Interessierte daran zu hindern, in Großbritannien um eine Arbeitserlaubnis anzusuchen. (pte/APA/red)