Neue Sieger, neue Chancen: In New Hampshire sind die Evangelikalen in der Wählerschaft zwar keine kritische Masse, aber Wiedererweckungen und sogar Wiederauferstehungen waren bei den US-Vorwahlen trotzdem zu sehen. Hillary Clinton machte ihre Schlappe von Iowa dort mehr als wett und ließ die New York Times-Kolumnistin Maureen Dowd schon böse fragen, ob sie sich nun "ins Weiße Haus weinen" werde. John McCain dagegen belegte die Washington Post am Mittwoch schlicht mit dem Beinamen "Lazarus". Noch im Sommer hätte niemand in den Staaten einen müden Cent auf den alten Haudegen aus Arizona gesetzt.

Mit dem Ergebnis sind die Vorwahlen so offen und so unprognostizierbar - das mussten die Meinungsforscher in New Hampshire einmal mehr feststellen - wie vor dem ersten Caucus. Das heißt auch, dass gerade jene Kandidaten, von denen bisher wenig zu hören war, ins Spiel kommen. Rudy Giuliani zum Beispiel ist noch kaum in den Wahlkampf eingestiegen. Er rechnet sich in Florida große Chancen aus und will sich mit einem Sieg dort die Nominierung beim Super Tuesday wenige Tage später in einer Art Blitzaktion greifen. Ganz aufgeben kann man auch Senator John Edwards nicht. Er hat 2004 die Vorwahlen in seinem Heimatstaat South Carolina gewonnen. Auch diesmal könnte er dort - Umfragen hin oder her - erfolgreich sein.

Das wäre dann wohl wieder ein politisches Lazaruswunder. Der Wiederauferstandene in der Bibel setzte einer Legende nach aus Palästina nach Marseille über und wurde dort zum Bischof gewählt. Welcher Lazarus in Washington am Ende das Rennen macht, bleibt vorerst offen. Für die richtige Prognose wären Wunderkräfte nötig. (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 10.1.2008)